Krise am Bau: Kurzarbeit bei Umdasch

Umdasch-Vorstand Andreas Ludwig
Umdasch-Vorstand Andreas Ludwig(c) Robert Maybach
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Wegen der volatilen Auftragslage ist die Amstettener Umdasch Group dazu gezwungen, ab Juli auf Kurzarbeit umzustellen. Im Frühjahr 2015 soll sich die Lage normalisieren.

Wien. Die Umdasch Group kämpft mit einem volatilen Marktumfeld in der Bauwirtschaft und der Stagnation im Handel, den beiden Geschäftsbereichen des weltweit in 70 Ländern präsenten Amstettener Konzerns. Der Gruppenumsatz erhöhte sich 2014 zwar um drei Prozent auf 1,1 Mrd. Euro. Der Jahresüberschuss hat sich mit 23 Mio. Euro 2013 im Vergleich zu 40 Mio. Euro 2012 aber nahezu halbiert.

Voriges Jahr hat Umdasch bereits 70 Mitarbeiter gekündigt. Jetzt habe man sich in Absprache mit dem Betriebsrat für Kurzarbeit entschieden: „Wir werden ab Juli 800 bis 1000 Mitarbeiter in der Fertigung auf Kurzarbeit umstellen“, sagt Umdasch-Vorstand Andreas Ludwig. Man habe auch „progressive Arbeitszeitmodelle wie Wochenendarbeit“ diskutiert, das sei aber auf Ablehnung gestoßen. Ab Juli wird das Arbeitsvolumen der betroffenen Mitarbeiter auf 20 bis 30 Prozent heruntergeschraubt. Dafür gebe es 2014 keinen weiteren Stellenabbau.

Die Gewerkschaft, die Kurzarbeit von Gesetzes wegen absegnen muss, wusste offenbar nichts von dem Vorhaben. „Über die Öffentlichkeit kann uns Herr Ludwig nichts ausrichten“, empört sich GPA-djp Vizechef Karl Proyer. Zur Absegnung der Kurzarbeit brauche es die Unterschrift der Gewerkschaft. Eine betriebliche Absprache sei „rechtlich ohne Bedeutung“.

Hochzeit der Kurzarbeit vorbei

Die Spitzenzeiten der Kurzarbeit sind eigentlich schon länger vorbei. Im Jahr 2009, auf dem Höhepunkt der Krise, waren 56.000 Menschen in Österreich in Kurzarbeit, derzeit sind es laut Arbeitsmarktservice (AMS) nur mehr 1192 in 14 Betrieben (Stand Mai 2014). Umdasch ist also ein statistischer Ausreißer. Trotzdem kann die Maßnahme als Indikator gesehen werden, wie es um die europäische Bauwirtschaft bestellt ist. „Kurzarbeit ist ein brauchbares Mittel, wenn man bereits Licht am Ende des Tunnels sieht“, sagt AMS-Sprecherin Beate Sprenger. Ursprünglich wurde Kurzarbeit in den 1990er-Jahren als Möglichkeit eingeführt, Naturkatastrophen zu überdauern. In der Krise erwies sie sich dann als probates Instrument, um Fachkräfte in den Unternehmen zu halten.

Gibt es für die Umdasch Group also Licht am Ende des Tunnels? Ludwig erwartet im Frühjahr eine Normalisierung der Auftragslage und eine Umstellung auf Normalbetrieb. Die Doka-Group mit ihrer Spezialisierung auf Betonschalungssysteme, die etwa beim Bau der WM-Stadien in Brasilien zum Einsatz kamen, ist aber nicht das Hauptproblem des Konzerns. Größeres Sorgenkind ist das zweite Standbein, die Umdasch Shopfitting Group, die Ladenbausysteme für den Handel herstellt, etwa für Esprit, Rewe oder diverse Duty Free Shops. Hier ging der Umsatz 2013 um 14 Prozent zurück. Der Handel sei bei Investitionen derzeit sehr, sehr vorsichtig, so Ludwig.

Spanische Baubranche halbiert

Die Doka-Group hat 2013 immerhin ein Umsatzwachstum von sieben Prozent (911 Mio. Euro) erwirtschaftet. Das Plus verdankt sie der überdurchschnittlichen Performance in Übersee (plus 16 Prozent). In Europa betrug das Wachstum 2013 lediglich 1,2 Prozent. Prekär sei die Lage nach wie vor in Spanien und Italien. „Dort hat sich die Bauindustrie in den letzten Jahren halbiert“, sagt Ludwig. (es/Apa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2014)

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