Hohe Steuerlast für Unternehmen

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In Österreich zahlen Kleinbetriebe mehr Abgaben als in Deutschland. Als Ausweg bleibt nur der Gewinnfreibetrag – den kann aber nicht jeder optimal nützen.

Wien. Betriebe sind in Österreich steuerlich oft schlechter dran als in Deutschland. Das ergab eine Vergleichsberechnung, die die Steuerberatung Ecovis Austria gemeinsam mit Ecovis Deutschland durchführte. Unterm Strich bleiben einem österreichischen Gewerbetreibenden mit 60.000 Euro Bruttogewinn nach Abzug von Steuern und Sozialversicherung um vier Prozent weniger in der Kassa als seinem deutschen Pendant.

Bereits im Februar hatten die Steuerberater die Lohnnebenkosten in Österreich und Deutschland verglichen – mit demselben Ergebnis. Im Hochsteuerland Deutschland werde „grundsätzlich niedriger besteuert als in Österreich“, lautet das Fazit von Ecovis-Austria-Geschäftsführer Martin Grill. „Und das, obwohl in Deutschland neben der Einkommensteuer der Solidaritätszuschlag, eine direkt erhobene Kirchensteuer und eine Gewerbesteuer die Unternehmer belasten.“

Für die Pensionsversicherung zahlt ein und dasselbe Unternehmen laut der Berechnung hierzulande fast doppelt so viel. Im Bereich der Kranken- und Pflegeversicherung (Letztere ist in Deutschland Pflicht) kann man sich in Deutschland außerdem, wenn man will, nur privat versichern lassen.

Investieren hilft

Verbessern können heimische Kleinbetriebe ihre Situation, wenn sie den Gewinnfreibetrag maximal nützen. Je nach Einkommen müssen sie dafür aber meist Investitionen tätigen. Die Steuerberater rechneten drei Fallbeispiele durch: einen Friseur mit 30.000 Euro Brutto-Jahresgewinn, einen Installateur, der 60.000 Euro brutto im Jahr erwirtschaftet, und ein IT-Unternehmen, das 100.000 Euro brutto verdient. Der Friseur kann in Österreich den maximalen Gewinnfreibetrag von 13 Prozent nützen, ohne dass dafür Investitionen nötig sind. Netto bleiben ihm nach Steuern und Sozialversicherung 19.856,79 Euro (66,19 Prozent), in Deutschland 19.741,10 Euro (65,80 Prozent).

Der Installateur im zweiten Beispiel muss, um den Gewinnfreibetrag ausnützen zu können, Investitionen tätigen (in sein Unternehmen oder in Wohnbauanleihen). Dann ist für ihn ebenfalls die Abgabenbelastung in Österreich und Deutschland annähernd gleich hoch. Investiert er nicht, kann er nur den Grundfreibetrag von 3900 Euro geltend machen. In diesem Fall wäre seine Abgabenlast in Deutschland rund vier Prozent niedriger. In Österreich bleiben ihm 32.599,25 Euro (54,33 Prozent), in Deutschland 34.940,49 Euro (58,23 Prozent) Nettogewinn.

Das IT-Unternehmen mit 100.000 Euro Brutto-Jahresgewinn zahlt in Österreich etwas weniger Steuern als in Deutschland, wenn es Investitionen tätigt und so den Gewinnfreibetrag voll ausnützt. Denn ab dem Grenzsteuersatz von 50 Prozent bringen die 13 Prozent Gewinnfreibetrag einen Einkommensteuervorteil von 6,5 Prozent, während die unteren Progressionsstufen nur wenig davon profitieren. Ohne Freibetrag fährt aber auch das IT-Unternehmen in Österreich deutlich schlechter. (cka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2014)

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