Konkurrenz für Casinos Austria

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"Presse" exklusiv: Drei neue Casino-Lizenzen gehen an den Novomatic-Konzern sowie an eine deutsch-schweizerische Investorengruppe. Obwohl die Casinos Austria für alle drei Favorit war.

Wien. Eineinhalb Jahre dauerte die Nervenprobe. So lange ist es her, dass in Österreich drei neue Casino-Lizenzen ausgeschrieben wurden. Doch jetzt ist es fix - und am Freitag wird es offiziell: Die drei Lizenzen werden nicht an den Platzhirsch Casinos Austria gehen. Sondern an den Novomatic-Konzern, der zwei Lizenzen (eine in Wien, eine in Niederösterreich) bekommt. Die dritte Lizenz geht an die Schweizer Stadtcasinos Baden und die deutsche Gauselmann-Gruppe, die im Wiener Palais Schwarzenberg investieren wollen. Die entsprechenden Bescheide werden noch am Freitag zugestellt.

Die Entscheidung des Finanzministeriums kommt einigermaßen überraschend. Immerhin hat der sogenannte Glücksspielbeirat, der die Bewerbungen für die Lizenzen bewertet hat, schon vor Wochen eine eindeutige Empfehlung abgegeben: Für zwei Konzessionen, die in Wien vergeben werden, sind die Casinos Austria erstgereiht worden. Ebenso für jene, die in Niederösterreich zur Verfügung steht.

Wirklich verwunderlich war das nicht: Das Glücksspielgesetz kommt den Casinos Austria nämlich sehr entgegen. Paragraf 21 führt Erfahrung als wichtiges Kriterium für die Erteilung von Glücksspielkonzessionen an. Da konnten die Casinos Austria natürlich schön viele Punkte sammeln.

"Neue Aspekte" kamen dazu

Doch jetzt ist wieder alles anders. Wie „Die Presse" in Erfahrung bringen konnte, werden nun „neue Aspekte" ins Treffen geführt. Sprich: Die heftigen politischen Interventionen waren erfolgreich. Vor allem Niederösterreichs ÖVP-Landeshauptmann, Erwin Pröll, der seine schützende Hand über den in Niederösterreich ansässigen Novomatic-Konzern hält, hat sich durchgesetzt. Außerdem tat sich das Finanzministerium unter Parteichef Michael Spindelegger mit Gegenargumenten einigermaßen schwer: In den vergangenen zwei Jahren hatten die Casinos Austria alle zwölf Konzessionen für bestehende Glücksspieltempel an Land ziehen können.

Kein Wunder, dass sich zuletzt auch der mächtige Wiener SPÖ-Bürgermeister, Michael Häupl, auf die Seite von Novomatic geschlagen hat - und für das Projekt der Schweizer Investorengruppe.
Unsauber oder nicht - jetzt soll jedenfalls die Konkurrenz zum Zug kommen. Novomatic darf den neuen Bescheiden zufolge den Standort im Wiener Prater umbauen. Dort betreibt der Konzern bereits eine Halle mit 400 Automaten - sie soll zu einem Casino werden. Das Nachsehen haben die Casinos Austria, die beim Riesenrad überhaupt ein neues Casino errichten wollten.

Bruck an der Leitha statt Krems

Weiters bekommt Novomatic die Zusage, im niederösterreichischen Bruck an der Leitha ein Casino zu bauen. Auch bei der niederösterreichischen Konzession haben die Casinos Austria ursprünglich die Nase vorn gehabt. Das Unternehmen wollte in Krems bauen. Doch die niederösterreichische Landesregierung hat diesem Vorhaben ein vernichtendes Urteil ausgestellt. Der Standort Krems berge „wesentlich mehr Planungsrisken und Konfliktpotenziale" als der Standort Bruck an der Leitha, schrieb die Landesregierung in ihrer Stellungnahme. Und damit waren die Würfel gefallen.
Novomatic darf sich also freuen. Ebenso die Schweizer Stadtcasinos Baden mit der deutschen Gauselmann-Gruppe. Sie haben sich für eine Lizenz für ein Casino im Palais Schwarzenberg beworben - und bekommen den Zuschlag. Für dieses Paket in den Wiener Bezirken 3 bis 19 sowie 23 hat es die meisten Bewerbungen gegeben. Die Casinos Austria waren dabei (und abermals erstgereiht), Novomatic hatte ein Auge auf den Böhmischen Prater geworfen. Und Immobilieninvestor Michael Tojner hatte - gemeinsam mit der börsenotierten Century Casinos - entsprechende Pläne für sein Wiener Hotel Intercontinental gehabt.

Daraus wird nun nichts. Wobei die Vergabe der Konzessionen noch lang nicht das Ende der langwierigen Geschichte ist. Die unterlegenen Bieter werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Bescheide anfechten. Die Nervenprobe geht also weiter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2014)

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