Erste Group macht 2014 Riesenverlust

Erste Group erwartet für 2014 Nettoverlust von 1,4 bis 1,6 Mrd. Euro
Erste Group erwartet für 2014 Nettoverlust von 1,4 bis 1,6 Mrd. Euro REUTERS
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Das Institut erwartet für heuer wegen der Abschreibung fauler Kredite in Ungarn und Rumänien einen Nettoverlust von bis zu 1,6 Mrd. Euro. Die Aktie hat bis Mittag um mehr als 14 Prozent nachgegeben.

Wien. Die Aktionäre hatten wohl schon Ungemach gewittert - am Donnerstag hatten sich die Aktienkurse der Erste Group schon belastet gezeigt. Die Gewinnwarnung, die nach Börseschluss veröffentlicht wurde, schockte dennoch: Die Erste Group erwartet für heuer einen Nettoverlust von 1,4 bis 1,6 Mrd. Euro.
Der Grund: Die Bank muss für Ungarn und für Rumänien mehr für faule Kredite zur Seite legen. Damit dürften die Risikovorsorgen von ursprünglich veranschlagten 1,7 Mrd. Euro auf 2,4 Mrd. Euro steigen, wie die Bank bekannt gab.

Ungeachtet der teuren Belastung hält der Chef der Erste Group, Andreas Treichl, an den dortigen Banktöchtern fest. "Es wird eine Zeit geben, wo sich die Aktionäre freuen, dass wir in Rumänien und Ungarn sind." Im ORF-"Mittagsjournal" stellte Treichl heute in Abrede, dass die Bilanzen in den vergangenen Jahren zu positiv gewesen wären oder dass man sich in der Ersten das eine oder andere schöngeredet habe. "Wir haben Probleme in einigen Ländern", sagte der Banker, das werde immer wieder kommen. Es gebe eine sehr große Finanzwirtschaftskrise und es gebe auch politisch extrem schwierige Umstände, "mit denen wir nicht gerechnet haben."

Die Aktie der Erste Group stürzte am Freitag nach der Verlustankündigung des Bankkonzerns ab. Die Aktie hat bis Mittag um mehr als 14 Prozent nachgegeben.

Dividende gestrichen

In Ungarn geht es um Belastungen aus einem neuen Bankengesetz, das die Banken in dem Land zu Rückzahlungen an Fremdwährungskreditnehmer zwingen wird („Die Presse" berichtete). In Rumänien steht ein „Werthaltigkeitstest" für alle dortigen immateriellen Vermögenswerte (Firmenwert, Marke Kundenstock) für in Summe 800 Mio. Euro an. „Dies kann zu einer Komplettabschreibung dieser Vermögenswerte führen", teilte die Erste gestern mit. Dabei könnte es auch zu einer Abschreibung latenter Steuern von rund 200 Mio. Euro kommen.

Frisches Kapital müsse sich die Bank deswegen aber nicht beschaffen, sagte Bank-Chef Treichl. Für 2014 werde der Vorstand wegen des hohen Verlusts jedenfalls keine Dividende vorschlagen. Weitere Informationen soll es bei der Halbjahrespressekonferenz am 31. Juli geben.
Die Kernkapitalquote werde nur gering absinken und bei zehn Prozent bleiben, ohne dass irgend eine Kapitalmaßnahme nötig würde, so der Banker. Die Bank sei mit der - nicht kapitalwirksamen - rund 800 Millionen Euro schweren Rumänien-Abschreibung ein für allemal von Firmenwerten befreit. Treichl sprach dabei auch von einem Vorgriff auf die nächsten Jahre: es sollte sichergestellt sein, dass es 2015, 2016 oder 2017 keine negativen Überraschungen mehr gibt.

Schon Ende Februar hatte Treichl schlechte Zahlen für das Jahr 2013 verkündet - und diese vor allem mit Wertberichtigungen in Osteuropa begründet. 2013 musste der Firmenwert der Rumänien-Tochter BCR um 281 Mio. Euro und der Wert der Kroatien-Tochter um 52,2 Mio. Euro abgeschrieben werden. Daneben gab es weitere Firmenwertabschreibungen im Ausmaß von 49,8 Mio. Euro. Dennoch war sich unterm Strich für die Bank noch ein Nettogewinn ausgegangen. Allerdings brach er um 87 Prozent ein - von 483,5 Mio. auf 61 Mio. Euro. Im letzten Quartal 2013 hatte das Institut aber bereits einen Verlust von 369,3 Mio. Euro hinnehmen müssen.

Ärger über Bankensteuer

Treichl hatte sich schon damals verärgert über die hohe Bankensteuer gezeigt, die mittlerweile nicht nur in Österreich, sondern auch in Ungarn und in der Slowakei anfällt. In Summe musste die Erste Bank 311 Mio. Euro an Banken- und Finanztransaktionssteuern bezahlen. Davon waren allein 166,4 Millionen in Österreich fällig. „Die Steuerquote der Erste Group liegt mittlerweile bei 90 Prozent", so Treichl damals.

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Mitarbeiter in der Gruppe um 3700 auf 45.670 gesunken. Dies hing mit einem Sparprogramm in Rumänien zusammen. Aber auch mit dem Verkauf der Ukraine-Tochter. Hier ist die „Erste" noch mit einem blauen Auge davon gekommen, weil der Verkauf an lokale Investoren noch vor Ausbruch der Ukraine-Krise erfolgte. Dennoch verlor die Erste Group in der Ukraine 300 Mio. Euro.

(APA/Red.)

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