Mehr Geld fürs Zocken: Glücksspiel floriert

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Die Österreicher geben um 84 Prozent mehr für Wetten, Roulette und Poker aus als noch vor zehn Jahren. Und das vermehrt online.

Wien. Große Sportereignisse wie die Fußball-WM bedeuten immer einen lukrativen Ausnahmezustand für Wettbüros. Doch auch abseits der WM erlebt das Geschäft mit dem Glücksspiel hierzulande derzeit eine absolute Hochphase.

Einer Erhebung von Regiodata zufolge sind die Ausgaben der Österreicher für Glücksspiele aller Art in den vergangenen zehn Jahren um 84Prozent gestiegen. Pro Kopf und Jahr gibt der Österreicher 460 Euro für Lotto, Lose, Sportwetten, Automaten bzw. Online-Wett- und Glücksspiele und im Casino aus. Damit liegt das Plus bei Glücksspielausgaben frappant über dem generellen Anstieg der Konsumausgaben (plus 35Prozent).

Wetten statt sparen

Der wachsende Wohlstand ist für diese Tendenz nicht allein verantwortlich. Viele geben ihr Geld mittlerweile einfach lieber aus, als zu sparen. Eine glückliche Hand am virtuellen Roulettetisch oder beim Sportwetten scheint da oft verlockender als ein Sparbuch, dessen magere Zinsen sowieso von der Inflation weggefressen werden. Die Ausgaben für Glücksspiel sind deutlich stärker gestiegen als jene für Bildung und Erholung (+41 Prozent), für Ernährung (+43 Prozent) oder Bekleidung (+18 Prozent).

„Das Internet hat diese rasante Demokratisierung des Glücksspiels mit sich gebracht“, sagt Wolfgang Richter, Geschäftsführer von Regiodata. Während etwa ein Casinobesuch eher etwas für eine betuchtere Klientel sei, existiere die soziale Hemmschwelle, online zu spielen, quasi nicht. Deshalb gehören Onlinespiele neben den Automaten und den Sportwetten auch zu den wachstumsstärksten Glücksspielsegmenten, während Lotterien und Casinos eher schwache Zuwachsraten verzeichnen.

Letzteres liegt unter anderem auch daran, dass das Glücksspiel weitgehend nur in Hand der Casinos Austria lag. „Bis jetzt haben wir beim Angebot nicht viel Bewegung gesehen“, sagt Richter. Das wird sich nun ein wenig ändern. Die vor eineinhalb Jahren auf Druck der EU erstmals öffentlich ausgeschriebenen drei neuen Casinolizenzen wurden kürzlich vergeben und gingen nicht an den Platzhirschen Casinos Austria, sondern an die Novomatic sowie an die Schweizer Stadtcasinos Baden mit der deutschen Gauselmann-Gruppe.

Illegale Online-Plattformen

Es kommt also etwas Bewegung in den bis dato statischen Glücksspielmarkt. Von einer gänzlichen Liberalisierung kann aber keine Rede sein. Vor allem das Online-Glücksspiel ist eine große rechtliche Grauzone. Casinospiele im Netz sind nämlich hierzulande an die Lotteriekonzession gekoppelt. Das heißt, dass eigentlich nur auf der Lotterien-Plattform win2day.at der Casinos Austria legal gezockt werden darf. Dennoch tummeln sich von BwinParty, Mr.Green bis William Hill viele ausländische Anbieter auf dem heimischen Markt und profitieren vom rechtlichen Vakuum zwischen EU- und nationaler Gesetzgebung.

Liberalisiert sind in Österreich indes Sportwetten. Die bietet etwa die Novomatic über ihre Tochter Admiral an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2014)

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