Novomatic: Der Chef spielt als Berater weiter

NOVOMATIC-CHEF FRANZ WOHLFAHRT TRITT NACH 10 JAHREN UeBERRASCHEND AB
NOVOMATIC-CHEF FRANZ WOHLFAHRT TRITT NACH 10 JAHREN UeBERRASCHEND ABAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Franz Wohlfahrt tritt überraschend von der Spitze des Glücksspielkonzerns ab. Sein Nachfolger Harald Neumann kommt aus dem Haus.

Wien. Hätte der Verlierer des Matches um die drei neuen Spielbankenlizenzen, Casinos-Austria-Boss Karl Stoss, den Hut genommen - wäre die Überraschung nicht übermäßig gewesen. Aber nicht Stoss, sondern sein liebster Feind, Franz Wohlfahrt, sorgt für den Knalleffekt. Der Novomatic-Chef tritt nach zehn Jahren an der Spitze des Glücksspielkonzerns auf eigenen Wunsch ab.
Sein Nachfolger kommt aus dem Unternehmen: Der 52-jährige Harald Neumann ist seit 2011 für wichtige Beteiligungsgesellschaften und für internationale Glücksspielprojekte verantwortlich. Neumann, der zuvor Geschäftsführer des Bundesrechenzentrums und danach Vorstandschef der Sicherheitsfirma G4S Solutions war, wird mit 1. Oktober zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt.

Insider wollen wissen, dass es zwischen Gründer und Eigentümer Johann Graf, der den einstigen Flipper-Importeur binnen 30 Jahren zu einem weltweit tätigen Milliardenkonzern gemacht hat, und Wohlfahrt zuletzt zu Spannungen gekommen sei. Graf soll die heftigen Politinterventionen im Zuge der Lizenzvergabe nicht goutiert haben. In Wien soll zudem ab 2015 das kleine Glücksspiel - und damit viele Automaten - verboten werden.

Wohlfahrt bleibt aber Aktionär und steht dem Konzern als Berater und Aufsichtsrat in in- und ausländischen Beteiligungsunternehmen weiter zur Verfügung. "Wenn es am schönsten ist, soll man gehen", ließ Wohlfahrt zu seinem Abgang der "Presse" ausrichten. Mit dem Zuschlag von zwei der drei neuen Casinolizenzen habe er ein wichtiges Ziel erreicht. Erstmals kann der Konzern mit Sitz in Gumpoldskirchen im Inland nicht nur Spielautomaten verkaufen und Automatencasinos wie die Admiral-Halle im Prater betreiben, sondern Spielbanken mit Vollangebot.

Klagen als Tagesgeschäft

Der gebürtige Klagenfurter hatte sich schon als Rechtsanwalt mit dem Thema Glücksspiel beschäftigt. Jahrelang war er Unternehmensanwalt der Novomatic, bevor ihn Graf als Nachfolger von Johannes Hahn an die Spitze holte. "Klagen gehört zum Geschäft" - für diesen, auf die Glücksspielbranche besonders zutreffenden Spruch war Wohlfahrt gut gerüstet.

Inzwischen schon fast legendär ist der Schlagabtausch zwischen Wohlfahrt und dem Grünen Peter Pilz. Dieser warf ihm Gesetzeskauf vor: Die Novomatic soll mit der Telekom Austria die Lobbyisten Walter Meischberger und Peter Hochegger bezahlt haben, um über deren Freund, den damaligen Finanzminister, Karl-Heinz Grasser, die Aufweichung des Glücksspielmonopols zu erreichen. Wohlfahrt bestätigte im U-Ausschuss Kontakte und Aufträge, er betonte aber, es sei um Marketing gegangen. (eid)

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