Neue AUA-Tarife: Service kostet extra

APA/HANS KLAUS TECHT
  • Drucken

Luftfahrt. Die Fluglinie plant ab 2015 ein völlig neues Preiskonzept und will damit Billig-Airlines Kunden abtrotzen. Außerdem wird die Langstrecke ausgebaut.

New York/Wien. Erstmals nach fünf tiefroten Jahren hat die AUA 2013 operativ einen Gewinn gemacht. „Die Sanierung zu einer Airline, die sich auch selbst finanzieren kann, ist aber noch nicht abgeschlossen", sagte Marketing-Vorstand Karsten Benz vor österreichischen Journalisten in New York. Aber die Zukunft hat schon begonnen - und die heißt nach dem Motto „Abbau, Umbau, Aufbau" Wachstum. Erreichen will das die AUA einerseits mit einem Ausbau der Langstrecke, der schon heuer 170.000 zusätzliche Passagiere bringen soll.

Andererseits plant die Fluglinie ein völlig neues Preismodell auf der Kurzstrecke, bei dem der Passagier in einer Art Baukastensystem zum Basisticket Leistungen dazu bucht. „Wir sind damit Vorreiter und Testlabor im Lufthansa-Konzern", sagte Benz. Das Modell, das es weltweit bisher nur bei wenigen Airlines gibt, könnte im Zuge der von Konzern-Chef Carsten Spohr angekündigten Billig-Offensive auf die gesamte Gruppe ausgerollt werden.

„Es ist an der Zeit, sich vom Zweiklassensystem zu lösen", erklärte Benz den Hintergrund. Es werde die strenge Trennung zwischen Business- und Economy-Passagieren nicht mehr geben, Kunden wählen dann jeweils das passende Angebot. Das sollen sie künftig noch mehr als bisher tun. Das soll so funktionieren: Zum Basis-Ticket (nur Flug) kann man Zusatzleistungen - Essen, Wunschsitz, freier Nebensitz, mehr Beinfreiheit, Lounge, Gepäck, Umbuchungsmöglichkeit - dazu kaufen. Nimmt man alles, fliegt man also all-inclusive, dann entspricht das einem derzeitigen Business-Class-Ticket.

Ticket soll nicht teurer werden

Treiber für das neue Modell, das im Herbst im Testlauf gestartet werden soll, ist das Internet. 25 Prozent der AUA-Reisenden buchen ihre Flüge schon im Netz. Und die Reisebüros, so Benz, würden ebenfalls online buchen. Zum anderen will die AUA den Billig-Airlines, die schon lange dieses System praktizieren und so Kosten sparen, Kunden abtrotzen. Auch die AUA bietet schon solche Zusatzleistungen, etwa ein Upgrade in die Business Class oder ein Do&Co-Menü, und hat damit laut Benz binnen eines Jahres den Umsatz um fünf Prozent gesteigert. Bis 2018 sollen es zehn Prozent sein. „Manche Airlines machen mit diesen Zusatzservices 20 Prozent des Umsatzes", sagte Lufthansa-Amerika-Sprecher Nils Haupt.

Dass Fliegen damit teurer würde, stellt Benz jedoch in Abrede. Das „Fly only"-Ticket könnte billiger werden. Es gehe vielmehr darum, dass Kunden nur jene Leistungen zahlen, die sie tatsächlich wollen.

Neues Ziel Newark

Der Ausbau der in den letzten Jahren deutlich geschrumpften Langstrecke wurde im Mai des Vorjahres mit Chicago begonnen. Mit 100.000 Passagieren wurde die Planung übertroffen. Jetzt kam Anfang Juli Newark (New Jersey) hinzu. „Trotz des harten Wettbewerbs auf der Nordatlantikroute ist Nordamerika der Wachstumsmarkt", sagte Benz vor österreichischen Journalisten in New York. Die Metropole an der Ostküste mit drei Flughäfen hat ein Einzugsgebiet von 20 Millionen Menschen und ist zudem der größte Finanzplatz der Welt. Die Strecke Wien-New York JFK ist laut Benz denn auch die profitabelste im AUA-Interkontinentalverkehr.

Newark (drei Terminals, drei Pisten, 35 Millionen Passagiere) soll schon heuer 50.000 Reisende bringen. Schub geben soll dafür die Kooperation mit dem Star-Alliance-Partner United, mit der AUA und ihre Mutter Lufthansa auch ein eigenes Nordatlantik-Joint Venture unterhalten. United „füttert" auch die AUA-Maschinen mit US-Reisenden, die nach Wien oder über Wien weiterfliegen. Außerdem werden die Flüge nach Chicago und Washington aufgestockt.
Für weitere Langstrecken-Destinationen - „da fallen uns San Francisco und Los Angeles ein", so Benz - braucht die AUA zusätzliche Langstrecken-Jets. Voraussetzung für die Flottenaufstockung - mit Geld von der Lufthansa - ist freilich ein neuer Kollektivvertrag mit dem Bordpersonal. Wie berichtet, wurden die Gespräche nach monatelangem ergebnislosem Tauziehen im Juni abgebrochen. „Wir reden wieder", sagte Benz, „aber es gibt keine Verhandlungen und kein neues konkretes Angebot."

("Die Presse", Printausgabe vom 15.7.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Austrian Airlines AUA plane takes off at Vienna International Airport
Internet

AUA erlaubt Handys während des gesamten Flugs

Ab 1. Mai dürfen Tablets und Smartphones auch während Start und Landung im Flugmodus verwendet werden.
Österreich

AUA und ÖBB planen ein einziges Ticket für Flug und Zug

Die zwei Verkehrsunternehmen wollen die Kooperation ausbauen. Das neue Konzept für Passagierbeförderung steckt aber noch in den Kinderschuhen.
Österreich

Sparkurs bei Geschäftsreisen - Bahn statt Flieger im Inland

Bei Flugbuchungen innerhalb von Österreich gab es 2013 einen Rückgang um 16,4 Prozent. Auch auf der Langstrecke wird immer weniger die Business-Class gebucht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.