Laut Industriellenvereinigung droht Österreich eine "hausgemachte Herbstflaute". Die Politik müsse gegensteuern. Sonst drohe ein struktureller Wachstumsrückstand gegenüber Deutschland.
Die Industriellenvereinigung sieht den Wirtschaftsaufschwung in Österreich "hoch gefährdet": Die Konjunkturerholung drohe zu straucheln. Wenn jetzt nicht gegengesteuert werde, folge auf ein klassische Frühjahrserholung eine "hausgemachte Herbstflaute", warnte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer in einer Pressekonferenz. Das aktuelle IV-Konjunkturbarometer (siehe Kasten unten) zeige einen Rückgang fast aller Indikatoren. Die Frage laute nicht, ob der Aufschwung die Kraft früherer Zyklen erreichen, sondern ob er Österreich überhaupt erreiche. Man laufe Gefahr, ein frühzeitiges Ende der Konjunkturerholung zu erleben.
IV-Chefökonom Christian Helmenstein wies darauf hin, dass Österreichs Wachstumsvorsprung gegenüber Deutschland verloren gehe. Für Österreich prognostizierten die Wirtschaftsforscher heuer ein Wachstum von rund 1,5 Prozent, für Deutschland von rund zwei Prozent. Es drohe ein struktureller Wachstumsrückstand gegenüber Deutschland. Der Aufschwung sei bis dato in Österreich nicht angekommen.
Steuerreform gefordert
Grund für die drohende Flaute ist laut IV-Generalsekretär Neumayer vor allem das sinkende Vertrauen in den Standort Österreich. An Struktur- und Steuerrefomen führe kein Weg vorbei, der Faktor Arbeit müsse entlastet werden. Auch im Bildungsbereich sieht er die Politik gefordert.
Aber auch international sieht die Industriellenvereinigung dunkle Wolken aufziehen, vor allem in Russland, das bei Österreichs Exportländern an zehnter Stelle steht. Im Mai seien die österreichischen Ausfuhren nach Russland um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken, so Neumayr. Außerdem lasse die Wachstumsdynamik in den Schwellenländern insgesamt nach.
IV-Konjunkturbarometer gefallen
Das IV-Konjunkturbarometer - der Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen Geschäftslage und jener in sechs Monaten - sank von 26 auf 19 Punkte. Den einzigen Aufwärtstrend hat es bei den Produktionserwartungen gegeben. Die Unternehmen trachteten derzeit die bestehenden Aufträge abzuarbeiten. Daher sei auch die Beschäftigungslage noch stabil, so die IV.
Wenn die Rückgänge bei den Auftragseingängen anhielten und sich die Investitionsbedingungen nicht verbesserten, sei zu befürchten, dass es auch zu sinkender Produktion und Beschäftigung kommen werde.
(APA)