Für Mittwoch wurde ein neuer Gesprächstermin anberaumt. ÖBB-Chef Christian Kern setzt die Verhandler unter Druck. Andernfalls wolle er sich selbst einschalten.
Bei den stockenden Kollektivvertragsverhandlungen der Eisenbahner gibt es nun morgen Mittwoch einen neuen Gesprächstermin. Dies bestätigten Vertreter der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer Dienstagvormittag gegenüber der APA. Am Freitag waren die Verhandler ohne einen neuen Termin auseinandergegangen.
ÖBB-Chef Christian Kern hatte den Verhandlern die Rute ins Fenster gestellt. Wenn ihnen weiter keine Einigung gelinge, müsse man überlegen, die Gespräche auf eine andere Ebene zu heben. Dann würde er sich auch selber einschalten. Er sei enttäuscht über den schleppenden Verhandlungsfortgang, sagte Kern heute Dienstag im Ö1-Mittagsjournal des ORF-Radios. Grundsätzlich verstehe er zwar schon, dass zu Gehaltsverhandlungen auch "Inszenierungen" gehörten. Aber: "Wenn Kunden betroffen sind, hört sich der Spaß auf."
Am Mittwoch nächste Runde
Die Gespräche sollen am Mittwoch um 18 Uhr in der Wirtschaftskammer in Wien beginnen, sagte der Chefverhandler der Arbeitgeber und Obmann des Fachverbands Schienenverkehr, Thomas Scheiber, der für einen "finanziell tragbaren" Abschluss eintritt. Im Moment sei für ihn "alles offen". Angesichts der Presseaussendungen und Aussagen von heute und gestern habe er allerdings schon den Eindruck, dass die beiden Seiten "noch immer noch weit voneinander entfernt" seien. "Gespräche sind immer gut, die Hoffnung stirbt zum Schluss".
Auch vida-Spitzengewerkschafter Roman Hebenstreit zeigte sich gesprächsbereit. "Wir waren und sind verhandlungsbereit", betonte der ÖBB-Konzernbetriebsratschef gegenüber der APA. Am gestrigen Montag hatten die Eisenbahner bei den Salzburger Lokalbahnen und bei den ÖBB in Salzburg Betriebsversammlungen abgehalten, in Folge kam es zu Zugsverspätungen. Die nächsten Betriebsversammlungen sind für Donnerstag in Linz und Graz angesagt.
Bei dem Konflikt um die Lohn- und Gehaltserhöhungen sind die beiden Parteien noch ein Stück voneinder entfernt. Denn die Gewerkschaft will einen echten Paradigmenwechsel in der Tradition der sozialpartnerschaftlichen Lohnverhandlungen herbeiführen. Sie will erstmals einen Prozentsatz für die Erhöhung der Nettolöhne festsetzen. „Entscheidend für mich ist, dass die Lohnsteigerung netto im Geldtascherl ankommt. Mich interessiert dabei eigentlich gar nicht, was das für die Bruttolöhne bedeutet. Und das habe ich von Anfang an klargemacht“, so der oberste Bahngewerkschafter, Roman Hebenstreit, zur „Presse“. „Die Miete oder den Einkauf zahlt der Arbeitnehmer ja auch vom Nettogehalt“, so Hebenstreit.
(APA)