Kulterer: Wo sind die Millionen?

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Der Privatkonkurs von Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer trifft nicht nur die Hypo, sondern auch Anwälte und Berater. Herauskommen dürfte eine Quote von weniger als einem Prozent.

Wien. Die Hypo Alpe Adria gibt viel Geld aus, um die Vergangenheit aufzuarbeiten. Doch mit Ausnahme des in der Vorwoche fixierten Vergleichs mit der Hypo-Mitarbeiterstiftung und der Grazer-Wechselseitige-Gruppe hat die Bank über den Rechtsweg noch kein Geld zurückbekommen.

Zwar liegen rechtskräftige Verurteilungen von früheren Managern vor. Doch das hilft der Bank wenig. Denn einige Betroffene meldeten Privatkonkurs an. Der prominenteste Fall ist Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer. Unter Kulterer hatte die Bank begonnen, in Südosteuropa zu expandieren. Basis dafür waren unter anderem die Haftungen, die das Land Kärnten für die Hypo einging.

Kulterer sitzt nun auf einem Schuldenberg von 8,8 Millionen Euro. Allerdings könnten die Schadenersatzforderungen noch steigen, da mehrere Zivilverfahren gegen ihn anhängig sind. Die Ansprüche könnten sich sogar auf bis zu 100 Millionen Euro erhöhen, heißt es. Vom Privatkonkurs sind zunächst 14 Gläubiger betroffen.

Anwalt Lanker macht weiter

Laut „Presse“-Informationen stehen drei Banken auf der Gläubigerliste sowie Berater und Anwälte, die für Kulterer gearbeitet haben. Ein prominenter Anwalt war der frühere Justizminister Dieter Böhmdorfer (FPÖ). Er hat den Exbanker vorübergehend im Untreueprozess um Vorzugsaktien verteidigt. Gegenüber der „Presse“ wollte sich Böhmdorfer nicht zum Privatkonkurs von Kulterer äußern.

Der derzeitige Anwalt von Kulterer ist Ferdinand Lanker. Dieser will den Ex-Hypo-Chef weiterhin vertreten. Es wurde bereits Verfahrenshilfe beantragt.

Gerhard Weinhofer von der Creditreform schätzt, dass im Konkursverfahren eine Quote von weniger als einem Prozent herauskommen könnte. Kulterer sitzt derzeit in Hirtenberg im Bezirk Baden im Gefängnis. Er hat angekündigt, einen Zahlungsplan vorzulegen. Er verfügt über jährliche Einkünfte von 48.000 Euro aus der Vermietung und Verpachtung von Liegenschaften.

Auf einen Grundbesitz in Kärnten kann nicht zugegriffen werden, denn der Besitz ist seit dem Jahr 2008 mit einem Belastungs- und Veräußerungsverbot zugunsten seiner Eltern belegt.

Laut Bericht der Soko Hypo besteht der Verdacht, dass sich frühere Hypo-Manager wie Kulterer persönlich bereichert haben sollen. Wenn das stimmt, stellt sich die Frage, wo das Geld ist. Der Anwalt von Kulterer stellt eine Bereicherung vehement in Abrede: „Es gibt bis zum heutigen Tag keinerlei Überweisungen oder Transaktionen aus Geschäftsfällen der Hypo Alpe Adria auf persönliche oder geschäftliche Konten meines Mandanten“, so Lanker. Da sein Mandant mit dem Bericht der Soko Hypo noch nicht konfrontiert worden sei, seien die Ermittlungen „grob unvollständig“.

Nach dem Ausscheiden aus der Hypo baute Kulterer ein Netzwerk von Firmen auf. Die Spuren führten damals nicht nur nach Kärnten und Wien, sondern auch nach London und Rumänien. Kulterer war etwa Geschäftsführer von Agroeast, die in Rumänien landwirtschaftliche Flächen aufkaufte.

Weitere Privatkonkurse

In Privatkonkurs ist auch der frühere Hypo-Vorstand Gert Xander, der seine Strafe derzeit in Graz absitzt. Der Anwalt von Xander sagte einst der „Kleinen Zeitung“, dass der Zahlungsplan eine Quote von 0,1Prozent vorsehe. Das würde bedeuten: Von den zwei Millionen Euro, die die Hypo von Kulterer und Xander in der Causa Styrian Spirits bekommen sollte, würden nur 2000 Euro übrig bleiben.

Der einstige Vorstand der Kärntner Landesholding, Hans-Jörg Megymorez, schlitterte ebenfalls in Privatkonkurs. Megymorez wurde in der Causa Birnbacher zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Der Steuerberater Birnbacher hatte einst sechs Millionen Euro für eine Expertise über die Hypo erhalten, seine Leistung war laut Gerichtsgutachten nur 300.000 Euro wert. Laut Urteil entstand ein Schaden von 5,7 Millionen Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2014)

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