Halbjahresbilanz: Handel schafft wieder schwarze Null

EPA
  • Drucken

Erstmals seit 2011 verzeichnet der Einzelhandel keine sinkenden Umsätze. Erstmals gehen aber auch die Verkaufsflächen zurück. Denn der Onlinehandel kommt ohne Läden aus.

Wien. Die österreichischen Einzelhändler atmen auf. Erstmals seit 2011 sind die Umsätze im ersten Halbjahr 2014 nicht zurückgegangen. Heuer geht sich für die Monate Jänner bis Juni real eine schwarze Null aus. Absolut setzten die stationären Händler 2014 bis dato 26,5 Mrd. Euro um.
Das Aufatmen gilt aber nicht für alle. 43 Prozent der Einzelhandelsgeschäfte meldeten für das erste Halbjahr ein Umsatzplus, 18 Prozent stagnierten auf Vorjahresniveau, 39 Prozent verzeichneten Umsatzrückgänge.

Preiserhöhungen liegen heuer im Schnitt unter der Inflationsrate von 1,7 Prozent (vergangenes Halbjahr lagen sie leicht darüber). Preisliche Ausreißer nach oben gibt es im Handel mit Lederwaren (+4,4 Prozent), im Möbelhandel (+2,7 Prozent), und im sonstigen Einzelhandel, darunter Blumen und Trafiken (+2,8 Prozent).

Deutlich günstiger geworden ist der Handel mit Elektrogeräten (minus 3,3 Prozent), auch die Preise für Mode und Kosmetika sind gefallen. „Die Preisentwicklung im Einzelhandel hat sich dämpfend auf die Gesamtinflation ausgewirkt", sagt Ernst Gittenberger von der KMU-Forschung Austria.

Drogeriehandel floriert

Die Drogeriehändler können es sich allerdings auch leisten, die Preise niedrig zu halten. Sie schneiden mit einer realen Umsatzsteigerung von 5,4 Prozent wie schon im vergangenen Jahr mit Abstand am besten ab.
Aufgeholt haben der Schuhhandel und der Elektrohandel (jeweils +2,9 Prozent). Schlecht ging es im ersten Halbjahr dem Sportartikelhandel, der unter einem milden Winter gelitten hat (minus 2,7 Prozent) und - trotz Preissteigerungen - dem Lederwarenhandel (ohne Schuhe), der einen Umsatzrückgang von 5,9 Prozent hinnehmen musste.

Die Zahl der Beschäftigten im Handel stieg in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent, das sind 5500 mehr als im Vorjahr. Mit 46 Prozent liegt die Zahl der Teilzeitbeschäftigten im Handel allerdings besonders hoch.

Weniger Fläche, weniger Läden

Strukturell steht der Handel an einem Wendepunkt, der vor allem auf die Zuwächse im Onlinehandel zurückzuführen ist. Erstmals sind die Verkaufsflächen 2013 zurückgegangen. 14,3 Mio. Quadratmeter Fläche besetzten die Einzelhändler im vergangenen Jahr. Die Zahl der Geschäfte geht schon seit Langem zurück, sie ist seit 2003 von 48.500 auf 41.800 um 14 Prozent gesunken, im internationalen Vergleich eine immer noch hohe Dichte.

Bisher war es aber so, dass die Verkaufsfläche wegen der expandierenden Einkaufszentren trotzdem weiter anstieg. Dieser Trend ist nun gestoppt. Auch der Anteil der filialisierten Ketten am Gesamtmarkt ist 2013 um ein Prozent auf 37 Prozent gesunken. Dazu haben die Pleiten von Dayli und Niedermeyer ihren Teil beigetragen. Außerdem gehen die bestehenden Filialisten „nun eher an die Optimierung der Standorte, statt diese zu erweitern oder neue zu eröffnen“, analysiert René Tritscher, Geschäftsführer der WKO-Bundessparte Handel.

Die Umsätze wandern von den Einkaufstraßen und Nebenlagen zu den Einkaufs- und Fachmarktzentren und zum Onlinehandel ab, der 2013 bei fünf Prozent lag. Nur 19 Prozent der stationären Händler, also jeder Fünfte, betreibt allerdings Multichanneling, also die Verschränkung von Online- und Ladengeschäft, und naschen so an dieser Entwicklung mit. Rund die Hälfte des Geldes, das die Österreicher online ausgeben, fließt ins Ausland zu Handelsgrößen wie Amazon und Zalando.

("Die Presse", Printausgabe vom 25.7.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.