In der Nacht auf Donnerstag gab es in der siebenten Verhandlungsrunde eine Einigung.
Wien. Wer hat gewonnen? Diese Frage stellt sich in der Regel nach jedem Lohnabschluss. Und nur selten lässt sich dies eindeutig sagen. So auch bei der diesjährigen Einigung der Arbeitnehmer und Arbeitgeber der heimischen Schienenverkehrsunternehmen, die in der Nacht auf Donnerstag in ihrer siebenten Verhandlungsrunde erzielt wurde. Laut dem Verhandlungsführer der Gewerkschaft wurde dabei ein „Systembruch" geschafft, da erstmals Nettoforderungen umgesetzt wurden - wenn auch in eine Brutto-Erhöhung übergeleitet (siehe Interview).
Anders sieht das naturgemäß Thomas Scheiber, der Chefverhandler der Arbeitgeber. „Selbst für die Gewerkschaft war der Vorstoß über netto statt brutto zu reden schlussendlich anscheinend noch zu früh. Die Gespräche verliefen daher konstruktiver als zuerst erwartet." Über die Höhe des Abschlusses an sich sei Scheiber zwar nicht „glücklich". Man könne aber damit leben.
Knackpunkt Mindesterhöhung
Konkret erhalten die Eisenbahner in einer Bandbreite von 2,4 bis 3,8 Prozent brutto mehr, mit einem Mindestbetrag von 55 Euro. Netto ergibt dies eine Steigerung in einer Bandbreite von 1,8 bis 2,6 Prozent. Verglichen mit der Forderung und dem Angebot vor der letzten Verhandlungsrunde liegt das Ergebnis somit etwas näher am Ziel der Gewerkschaft von 2,6 bis über fünf Prozent als an jenem der Arbeitgeber von 2,2 bis 2,8 Prozent.
Entscheidend ist laut Scheiber aber die geringere Mindesterhöhung als von der Gewerkschaft gefordert (75 Euro). Denn bei dieser hätte das Gros aller Arbeitnehmer die Mindesterhöhung erhalten.
Mehr Druck will Scheiber durch die jüngsten Betriebsversammlungen nicht verspürt haben. „Sie waren aber ein großes Ärgernis. Denn dadurch wurden nur unsere Kunden getroffen, die ohnehin zwei Mal für uns bezahlen - einmal indem sie Fahrkarten kaufen und einmal indem sie ihre Steuern bezahlen. Das entrüstet mich." (jaz)
("Die Presse", Printausgabe vom 25.7.2014)