Gernot Schieszler, Rudolf Fischer und Stefano Colombo zahlen in Summe fünf Mio. Euro an den Konzern. Die Aktionäre müssen den Vergleich absegnen.
Wien. Die Telekom Austria bekommt demnächst eine Kapitalerhöhung über eine Mrd. Euro, die die außerordentliche Hauptversammlung (HV) am 14. August beschließen wird. Der Konzern holt sich aber auch als Privatbeteiligter an den diversen Strafverfahren zur Aufarbeitung der Korruptionsaffäre Millionen von ehemaligen Führungskräften Geld zurück.
Mit Ex-Controller Gernot Schieszler, Kronzeuge in der Telekom-Affäre, hat sich der Konzern bereits auf 1,05 Mio. Euro Schadenersatz geeinigt. Einen zweiten Vergleich schloss die Telekom mit dem ehemaligen Festnetz-Vorstand Rudolf Fischer. Er zahlt zu den bereits geleisteten 500.000 Euro noch zwei Mio. Euro (die „Presse“ berichtete am 30. Mai). Noch im Gang, aber weit fortgeschritten, sind die Vergleichsverhandlungen mit Ex-Finanzvorstand Stefano Colombo. Er soll so viel wie Schieszler und Fischer zusammen auf den Tisch legen: zusätzlich zu den bereits gezahlten 196.000 Euro noch 3,13 Mio. Euro.
Da Fischer und Colombo Konzernvorstände waren, müssen die – durch die diversen Malversationen geschädigten – Aktionäre den Vergleichen zustimmen, was ebenfalls am 14. August geschehen soll.
Insgesamt hat die Telekom 36,5 Mio. Euro an Schadenersatz angemeldet. Es sei aber von vornherein klar gewesen, dass man nicht alles zurückbekomme, sagt Konzernsprecher Peter Schiefer. Bis Jahresanfang 2014 flossen 2,8 Mio. Euro an die Telekom zurück. Um so bedeutender sind nun die Vergleiche mit den drei Ex-Managern, die in Summe mehr als fünf Mio. Euro bringen.
Wobei das Prinzip der Haftung zur ungeteilten Hand gilt: Das heißt, dass sich die Telekom ihre Ansprüche dort holt, wo viel zu holen ist. Die Betroffenen müssen sich dann an anderen schadlos halten.
Konto eingefroren
Das traf offenbar auf Colombo zu. Bei ihm hat die Justiz ein Konto bei der Privatbank Sal. Oppenheim (jetzt Deutsche Bank) mit 3,3 Mio. Euro eingefroren. Colombo wurde (so wie Fischer ) in der Kursaffäre erstinstanzlich verurteilt. Im Schillerplatz-Verfahren (Verkauf einer Telekom-Immobilie an Ex-ÖBB-Chef Martin Huber und dessen Gattin) wurde Colombo freigesprochen.
Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt aber gegen ihn im Zuge eines Finanzstrafverfahrens. Es geht um den Verdacht der Geldwäsche. Colombo, für den die Unschuldsvermutung gilt, soll von 2005 bis 2007 rund 1,18 Mio. Euro in einigen großen Tranchen bar auf ein Konto der Deutschen Bank in Österreich eingezahlt haben.
Sechs neue Aufsichtsräte
Beim Aktionärstreffen werden auch die zehn Kapitalvertreter im Aufsichtsrat neu gewählt. Der Grund: Großaktionär América Móvil (Amex) kontrolliert mit 51 Prozent nun die Telekom und hat laut dem mit der Staatsholding ÖIAG geschlossenen Syndikatsvertrag das Recht, acht der zehn Aufsichtsräte zu bestellen. Von den bestehenden Vertretern bleiben nur ÖIAG-Chef Rudolf Kemler (Vorsitz), Investor Ronny Pecik (Vize), Unternehmensberaterin Elisabetta Castiglioni und Amex-Festnetzchef Oscar Von Hauske Solis weiter im Gremium. Neu gewählt werden sollen América-Móvil-Finanzchef Carlos José García Moreno Elizondo, Alejandro Cantu Jimenez (Rechtsexperte bei Amex), Stefan Pinter (Philip Morris Austria), Carlos M. Jarque (Chef der Internationalen Beziehungen bei Amex), Reinhard Kraxner (Philip Morris Int.) und ÖIAG-Chefjurist Günter Leonhartsberger. (eid)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2014)