Das Stimmungsbild in Deutschland ist uneinheitlich. Während Unternehmer ihre Lage schlechter beurteilen, jubeln die Konsumenten.
Berlin. Können 7000 deutsche Manager irren? Ja, sie können. Und manchmal wäre es auch besser, sie täten es. Psychologie sollte man in der Wirtschaft schließlich nie unterschätzen.
Und so scheint es, als ob der deutsche Konjunkturmotor ins Stocken gerät. Denn der Ifo-Geschäftsklimaindex, der die Stimmung in der Wirtschaft misst – und für den ebendiese Manager befragt werden – ist im Juli überraschend gesunken. Bereits zum dritten Mal in Folge. Ein Anzeichen für einen Abwärtstrend. Dekabank-Ökonom Andreas Scheuerle warnt jedoch vor übertriebener Sorge: Man könne nicht sagen, wie stark es mit der Konjunktur abwärtsgehe.
Die deutsche Bundesbank hat für das zweite Quartal dieses Jahres (April bis Juni) bereits ein schwächeres Wirtschaftswachstum für die Bundesrepublik vorausgesagt. Wie gut oder schlecht die Zahlen tatsächlich sind, wird sich allerdings erst Mitte August weisen, wenn die Daten veröffentlicht werden.
Doch auch den zukünftigen Geschäftsverlauf beurteilen die Manager weniger optimistisch. Etwas anders sieht es aus, wenn man die Einkaufsmanager befragt. Die jüngste Umfrage des Markit-Instituts ergibt nämlich ein optimistischeres Bild: Demnach könnte die Wirtschaft im dritten Quartal durchstarten und an das starke Wachstum von Jahresbeginn anknüpfen. Der Index für die Privatwirtschaft legte im Juli um 1,9 auf 55,9 Punkte zu. Auch das Barometer für die deutsche Industrie stieg überraschend um 0,9 auf 52,9 Punkte.
Hohe Einkommenserwartung
Während man sich in der Geschäftswelt also offenbar nicht ganz einig darüber ist, wie es weitergehen soll, haben die Verbraucher ein gefestigteres Bild. Das Barometer für das Konsumklima im August stieg auf den höchsten Wert seit Dezember 2006.
Die Konjunkturaussichten bewerten jedoch auch die Bürger weniger optimistisch, wenngleich der entsprechende Index nahe einem Drei-Jahres-Hoch liegt. „Damit bleibt der Trend der Konjunkturerwartung nach oben gerichtet“, sagt GfK-Experte Rolf Bürkl. Die Verbraucher glauben vor allem an höhere Einkommen. Seit 1991, als mit der Erhebung begonnen wurde, konnte kein besserer Wert gemessen werden. „Die stabile Arbeitsmarktlage ist die Grundlage für spürbare Einkommenszuwächse, die angesichts einer niedrigen Inflation auch real zu Buche schlagen“, sagt Bürkl. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2014)