Schwedenbombe verlässt Wien

Die Presse
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Heidi Chocolat übersiedelt Firmensitz und Produktion der
Niemetz-Schwedenbombe Anfang 2016 ins Industriezentrum Niederösterreich-Süd.

Wiener Neudorf. Der Standort Wien hat ein traditionsreiches Unternehmen verloren, Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll reibt sich die Hände. Schwedenbomben-Produzent Heidi Chocolat übersiedelt Anfang 2016 in das Industriezentrum Niederösterreich-Süd in Wiener Neudorf, etwa 25 Kilometer von Wien entfernt.
Den bisherigen Standort in Wien Landstraße muss Heidi Chocolat bis Ende 2015 räumen, da Ex-Eigentümerin Ursula Niemetz kurz vor der Insolvenz die Liegenschaft am Rennweg 2012 aus Geldnot verkauft hat. Bis zuletzt waren auch mehrere Standorte in Wien im Gespräch, darunter Aspern und die Rinderhalle in St. Marx. „Wien wäre ideal gewesen", sagt der Vorsitzende des Heidi-Chocolat-Verwaltungsrates, Gerald Neumair.

Die gute Erreichbarkeit, Leistbarkeit sowie ein lebensmitteltauglicher Produktionsort hätten letztlich aber für das Angebot aus Niederösterreich gesprochen. Das Land Niederösterreich wird rund vier Mio. Euro zuschießen, um ein bestehendes Objekt im Industriezentrum für Heidi Chocolat zu modernisieren, wie Landeshauptmann Pröll am Mittwoch ankündigte. Heidi Chocolat investiert einen „hohen einstelligen Millionenbetrag" in eine maßgeschneiderte Produktionsanlage. Denn obwohl in den alten Standort ebenfalls rund eine Mio. Euro gesteckt wurde, um die „verwahrloste Anlage" zu modernisieren, könne man die Maschinen nicht mitnehmen, sagt Neumair.

Mehr Mitarbeiter für Expansion

Ein Großteil der jetzigen Belegschaft übersiedelt mit nach Wiener Neustadt. Derzeit hat die Wiener Niederlassung von Heidi Chocolat 70 Mitarbeiter. Da der Umsatz der Schwedenbombe derzeit zweistellig wachse und am neuen Standort die zweieinhalbfache Menge produziert werden könne, geht Neumair davon aus, dass die Zahl der Mitarbeiter auf 100 anwachsen werde. Von Vorteil sei die Lage in Niederösterreich auch für die Exportpläne von Heidi Chocolat.

Derzeit gibt es die Schwedenbomben nur in Österreich, längerfristig wolle man aber auch das benachbarte Ausland beliefern. „Für ein Frischeprodukt wie die Schwedenbombe ist alles in einem Umkreis von 700 Kilometern machbar", sagt Neumair.

Staud auch bald weg aus Wien?

Auch der Chef eines anderen Wiener Traditionsunternehmens denkt laut über eine Übersiedlung nach Niederösterreich nach. Marmeladenproduzent Hans Staud, derzeit mit seinem Unternehmen in Wien Ottakring beheimatet, will seinen Standort um einen Neubau erweitern. Die Kosten seien aber durch Auflagen wie den verpflichtenden Bau von Garagenplätzen für die Mitarbeiter um 20 bis 30 Prozent höher „als würde ich irgendwo auf einem Acker bauen", sagt Staud. Die Stadt Wien ist also besonders für produzierende Unternehmen ein teures Pflaster und läuft Gefahr, dass ihr die anderen Bundesländer auch noch die letzten Wien-treuen Unternehmen abwerben. (es)

("Die Presse", Printausgabe vom 31.7.2014)

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