AUA verfehlt wegen Rechtsstreits Gewinnziel

PK AUSTRIAN AIRLINES AG (AUA): ALBRECHT/FROESE
PK AUSTRIAN AIRLINES AG (AUA): ALBRECHT/FROESE(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Hohe Rückstellungen machen die Planung, heuer den Gewinn deutlich zu steigern, zunichte.

Wien. „Wir sind noch nicht stark genug, dass wir durch schwere Gewitter fliegen können“, sagte AUA-Chef Jaan Albrecht im Frühjahr. Wie recht er doch hatte. Seine Hoffnung, das gute Vorjahresergebnis heuer weiter zu verbessern und die Lage der Airline weiter zu stabilisieren, ist schon zu Jahresmitte verflogen. Schuld sind millionenschwere Rückstellungen für den offenen Rechtsstreit mit dem Bordbetriebsrat und die Krisen in Osteuropa und dem Nahen Osten.

„Wir werden Gewinn machen, aber nur auf dem Vorjahresniveau von 25 Mio. Euro und nicht wie geplant darüber“, sagte Albrecht am Donnerstag bei der Präsentation des Halbjahresergebnisses. Mit der Gewinnwarnung verfehlt die AUA auch die Vorgaben der Mutter Lufthansa. Das Ergebnis spiegelt die angespannte Lage wider: Bei einem um 3,4Prozent auf 1,008 Mrd. Euro gesunkenen Umsatz verschlechterte sich das Betriebsergebnis um 25,7Prozent auf minus 44 Mio. Euro. Allein in dem in der Luftfahrt traditionell guten zweiten Quartal halbierte sich der Betriebsgewinn auf zehn Mio. Euro.

KV vor dem 11.September

Nach der Beratung mit der Lufthansa und dem Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers hat Albrecht nun doch Rückstellungen für den Rechtsstreit um den Kollektivvertrag für das Bordpersonal gebildet. Sie liegen laut Finanzchef Heinz Lachinger in zweistelliger Millionenhöhe. Als Kern der Sanierung hat Albrecht vor zwei Jahren den alten, für die Airline teuren Bord-KV gekündigt und den Flugbetrieb auf die Regionallinie Tyrolean übertragen. Das haben Gewerkschaft und Bordbetriebsrat angefochten. Im Juni hat der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in seinem Schlussantrag befunden, dass der aufgekündigte Bord-KV nachwirkt – bis es einen neuen gibt.

Am 11.September entscheidet der EuGH – noch davor will Albrecht einen neuen KV abgeschlossen haben. „Wir wollen eine Verhandlungs- und keine rechtliche Lösung – das ist beiden Seiten klar.“ Mit einem Generalvergleich wären nicht nur alle Rechtsstreitigkeiten obsolet, auch die „tickende Uhr“ (Lachinger) weiterer Rückstellungen wäre gestoppt. Außerdem würde dann die dringend benötigte Flottenerneuerung und -erweiterung möglich. Denn die Lufthansa hat die dafür benötigte Milliarde nur bei Rechtssicherheit in Aussicht gestellt.

Über einen PlanB für den Fall, dass der EuGH der Bordbelegschaft recht gibt, will Albrecht nicht reden. Änderungskündigungen, mit denen der alte KV gelöst werden könnte, seien derzeit keine Überlegung. „Uns geht es darum, der AUA eine positive Fortbestandsprognose zu sichern.“

Weniger Umsteiger in Wien

Ein noch nicht beziffertes Loch reißen auch die Konflikte in Osteuropa und im Nahen Osten. „Wir orten eine generelle Konsumzurückhaltung, zudem wurde der Rubel deutlich abgewertet“, sagte Marketingvorstand Karsten Benz. In Russland habe man die Kapazität um rund sieben, in der Ukraine um 40Prozent reduziert. Kiew werde nur mehr einmal täglich angeflogen. Gestrichen wurden auch die früher profitablen Flüge nach Bagdad, Tripolis und Damaskus. Tel Aviv werde laufend beobachtet. „Die AUA ist als Spezialist für diese Regionen innerhalb der Lufthansa-Gruppe überproportional betroffen, weil wir dadurch weniger Umsteiger haben“, sagte Benz. Besser läuft es nach den USA, wo Wien Nachholbedarf habe.

Mehr Treibstoff und damit Geld kosten jedenfalls jene Umwege, die die AUA um die Krisenherde fliegt. Nach dem Abschuss der malaysischen Boeing über der Ostukraine seien weltweit einheitliche Regeln notwendig, betonte Albrecht. Jetzt gebe es dazu einen Vorstoß der Iata. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2014)

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