Im Juli erneut mehr Arbeitslose - Ausblick negativ

Die Presse
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Ohne mehr Inlandsnachfrage werde die Zahl der Arbeitssuchenden mittelfristig "nicht spürbar sinken", so das Sozialministerium.

Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist auch im Juli wieder gestiegen, ebenso die Beschäftigung. Der Trend der vergangenen Monate setzte sich damit fort: Der Arbeitsmarkt kann das steigende Arbeitskräfteangebot nur zum Teil aufnehmen, der Wettbewerb verstärkt sich. Auf der Strecke bleiben vermehrt Ältere, Behinderte und Ausländer. Als Reaktion wurden wieder Rufe nach Reformen und Maßnahmen laut.

Ende Juli waren 351.313 Personen ohne Job, um 9,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen kletterte um 11,6 Prozent auf 286.363, die der AMS-Schulungsteilnehmer um 1,7 Prozent auf 64.950. Um 0,8 Prozent wuchs auch die Zahl der unselbstständig Beschäftigten auf 3,610.000 Personen.

Ältere, Ausländer und Behinderte

Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition lag Ende Juli bei 7,3 Prozent, um 0,7 Prozentpunkte höher als im Juli des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote nach internationalem Standard betrug Ende Juni (letztverfügbarer Wert) 5,0 Prozent. Damit hatte Österreich weiterhin die niedrigste Arbeitslosigkeit in der EU, wo der Durchschnitt (EU-28) bei 10,2 Prozent lag.

Bei den Älteren (ab 50 Jahren) stieg die Arbeitslosigkeit im Juli um 17,2 Prozent auf 73.269 Personen, bei Behinderten um 22,5 Prozent auf 10.131 und bei Ausländerinnen und Ausländern um 22,8 Prozent auf 67.544. Männer waren vom Anstieg der Arbeitslosigkeit mit plus 13,0 Prozent stärker betroffen als Frauen mit plus 10,1 Prozent. Bei Inländern stieg die Arbeitslosigkeit im Juli um 8,6 Prozent, bei Jugendlichen (15 bis 24 Jahre) um 5,4 Prozent.

AMS-Chef: Rückgang erst Herbst 2015

Für AMS-Vorstand Johannes Kopf ist das Wachstum des Arbeitskräfteangebots auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Zuwanderung, mehr Frauen auf dem Arbeitsmarkt durch bessere Kinderbetreuung und mehr Ältere durch Änderungen im Pensionssystem. Ein Rückgang der Arbeitslosigkeit sei erst im zweiten Halbjahr 2015 zu erwarten, sagte Kopf im "Ö1-Mittagsjournal" des ORF-Radio.

Angesichts der Rücknahme der Konjunkturprognosen für 2014 sieht das Sozialministerium die Aussichten "verhalten". Wirtschaftlich scheine die Talsohle zwar durchschritten, der Weg nach oben dürfte aber "weiter steinig und mühsam bleiben", heißt es in einer Aussendung."Ohne entsprechende Unterstützung durch die inländische Nachfrage werden, vor allem auch angesichts des weiter steigenden Arbeitskräfteangebots, die Arbeitslosenzahlen mittelfristig nicht spürbar sinken", so die Prognose.

Reformen gefordert

In Reaktion auf die Arbeitslosendaten fordern Arbeiterkammer (AK) und ÖGB stärkere Unterstützung für ältere Arbeitslose. Sowohl die Arbeitslosigkeit als auch die Langzeitarbeitslosigkeit der Älteren sei überdurchschnittlich stark gestiegen. Das Bonus-Malus-System müsse endlich umgesetzt werden, die Wirtschaft solle ihren Widerstand aufgeben und Verantwortung zeigen. Die Österreichische Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) will die Lehrstellenförderung reformieren und die Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen.

Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl setzt auf eine Wohnbauoffensive und Steuererleichterungen. Die Lohnnebenkosten müssten gesenkt und der Eingangssteuersatz bei der Lohnsteuer ebenfalls, fordert Leitl im APA-Gespräch. Für die Ausschüttung von Erfolgsprämien an Mitarbeiter sollte steuerlich ebenso 25 Prozent anfallen wie der Körperschaftssteuersatz.

Die Industriellenvereinigung (IV) fordert Reformen zur Ankurbelung der Wirtschaft. Der Faktor Arbeit müsse entlastet werden, die Arbeitskosten gesenkt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie zu sichern.

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