Arbeitsmarkt: Mehr Arbeitsplätze, aber auch mehr Arbeitslose

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Mit 3,6 Millionen Menschen hat die Beschäftigung in Österreich einen neuen Rekordstand erreicht. Da aber immer mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt drängen, stieg auch die Zahl jener, die einen Job suchen.

Wien. Es ist eine auf den ersten Blick kuriose Situation: 28.000 neue Arbeitsplätze wurden im abgelaufenen Juli laut Zahlen des Sozialministeriums geschaffen, weshalb mit 3,6 Millionen Menschen so viele Österreicher wie noch nie in Lohn und Brot stehen. Gleichzeitig drängten aber auch 60.000 zusätzliche Menschen auf den heimischen Arbeitsmarkt. Die Folge: Die Arbeitslosigkeit stieg im Jahresvergleich um 9,7 Prozent auf 351.313 Personen an.

Drei Gründe werden vom heimischen Arbeitsmarktservice für diese Entwicklung genannt: eine weiterhin starke Zuwanderung, ein Anstieg der Erwerbstätigkeit von Frauen aufgrund besserer Kinderbetreuung und mehr Ältere auf dem Arbeitsmarkt aufgrund des zunehmend erschwerten Zugangs zur Frühpension.

Dass vor allem Letzteres einen immer erheblicheren Beitrag zur gestiegenen Arbeitslosigkeit leistet, ist an den Zuwächsen einzelner Personengruppen ersichtlich. So stieg die Arbeitslosigkeit bei den Älteren (ab 50 Jahren) im Juli sogar um 17,2 Prozent auf 73.269 Personen. Noch stärker legte die Arbeitslosigkeit nur bei Behinderten (plus 22,5 Prozent auf 10.131) und bei Ausländern (plus 22,8 Prozent auf 67.544) zu.

Hohe Arbeitslosigkeit in Wien

Angesichts der Rücknahme der Konjunkturprognosen für 2014 sieht das Sozialministerium die Aussichten für die nähere Zukunft auch verhalten. Die wirtschaftliche Talsohle scheine zwar durchschritten zu sein, „ohne Unterstützung durch die inländische Nachfrage werden, vor allem auch angesichts des weiter steigenden Arbeitskräfteangebots, die Arbeitslosenzahlen mittelfristig nicht spürbar sinken“, heißt es dort.

Im Bundesländervergleich liegt Wien mit einem Plus bei Arbeitslosen um 15,8 Prozent an der Spitze, vor Oberösterreich (plus 13,2 Prozent), Niederösterreich (plus 10,2 Prozent) und Tirol (plus 10,0 Prozent). In Salzburg lag der Zuwachs bei 8,9 Prozent, in der Steiermark bei 8,3 Prozent, in Kärnten bei 7,6 Prozent, im Burgenland bei 7,3 Prozent und in Vorarlberg bei 3,6 Prozent.  (jaz/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2014)

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