Verlage: „Die Schmerzgrenze ist noch nicht erreicht“

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Amazon ist auch für heimische Verlage ein schwieriger Fall.

Wien. Nicht nur in den USA verhandelt Amazon mit harten Bandagen. Auch die österreichischen Verlage haben die eiserne Hand des Onlinehändlers schon zu spüren bekommen. „Amazon ist in einer Stellung, in der es seine Marktmacht missbrauchen kann“, sagt Roswitha Wonka, kaufmännische Leiterin des Residenz-Verlages.
Rund 50 Prozent Rabatt, wie das im Handelsjargon heißt – eigentlich ist es eine Provision –, bekommt Amazon bei jedem verkauften Buch des Residenz-Verlages. „Das heißt, Amazon verkauft eines unserer Bücher und bezahlt dem Verlag dafür ca. die Hälfte des Ladenpreises“, erklärt Wonka. Dieses Rabattsystem gibt es natürlich auch im stationären Buchhandel. Allerdings liegen dort die üblichen Rabatte um die 40 Prozent, das heißt, dem Verlag bleiben 60 Prozent des Verkaufspreises, um damit Herstellungskosten, Auslieferungsgebühr, Autorenhonorar und sonstige Kosten abzudecken.
„Amazon ist ein sehr spezieller Kunde von uns“, sagt Wonka. „Bei jedem anderen Geschäftspartner gibt es einen Ansprechpartner. Von Amazon wird das bewusst unpersönlich gehalten.“ Der Kontakt laufe immer per Mail ab, und jedes Mal habe man mit einer anderen Person zu tun, die beim nächsten Mal nicht mehr erreichbar sei.
Die Auseinandersetzung zwischen Amazon und dem US-Großverlag Hachette verfolgt Wonka genau. Denn erst voriges Jahr sei Amazon auch an den Residenz-Verlag mit der Forderung herangetreten, die Rabatte zu erhöhen – um zwei Prozent, was hieße, dass Amazon beim Verkauf eines Buches mehr Gewinn machen würde als der Verlag. „Wir konnten das abwehren“, sagt Wonka. Was sie machen würde, würde Amazon auch gegen den Residenz-Verlag solche Druckmittel einsetzen wie gegen Hachette in den USA? „Ich würde es darauf ankommen lassen“, sagt Wonka. Zehn Prozent seines Umsatzes macht der Residenz-Verlag mit dem Verkauf von Büchern über Amazon. Damit sei der Onlinehändler für den Verlag zwar unverzichtbar, es hätte aber auch keinen Sinn, wenn man mit dem Verkauf von Büchern keinen Gewinn mehr mache.
„Die Schmerzgrenze ist noch nicht erreicht“, sagt die Verlegerin. „Wenn sich die Vorfälle mit Amazon aber häufen, müsste man sich etwas überlegen.“  (es)

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