Russland hat bisher 500 Tonnen Äpfel aus Österreich abbestellt

Apfel im Regen
Apfel im RegenAPA/dpa
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Noch halten sich die Folgen der russischen Einfuhrverbote in Grenzen. Allerdings gibt es einen großen Unsicherheitsfaktor - die erwartete Rekordernte in Polen.

Er ist rund, knackig, das Lieblingsobst der Österreicher - und seit den russischen Einfuhrverboten in aller Munde: "Esst mehr Äpfel", ruft Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter zum patriotischen Konsum auf, genauso wie viele seiner Kollegen in ganz Europa. Außerdem stellt die EU 125 Millionen Euro an Soforthilfe zur Verfügung. Bisher habe Russland bereits 500 Tonnen österreichischer Äpfel zurückgeschickt oder abbestellt, so die Landwirtschaftskammer. Sie rechnet heuer mit einer österreichweiten Apfelernte von rund 217.000 Tonnen. Der Ausfall aufgrund des Importstopps hält sich also vorerst in Grenzen. Allerdings gibt es einen großen Unsicherheitsfaktor: Die erwartete Rekordernte in Polen (3,5 Millionen Tonnen) könnte die Preise drücken, befürchten die Produzenten. Moskau importierte bisher rund eine halbe Millionen Tonnen Äpfel aus Polen, das osteuropäische Land sucht jetzt nach neuen Absatzmärkten.

Die gesamte Apfel-Erntemenge in der EU dürfte heuer 12 Millionen Tonnen erreichen - ein Spitzenwert.

"Globale Verschiebung der Warenströme"

Allein in Südtirol - einem der wichtigsten Apfelproduzenten - wird eine Ernte von knapp 1,2 Millionen Tonnen heuer erwartet. Laut Gerhard Dichgans, Präsident des „Verbands der Südtiroler Obstgenossenschaften" (VOG), könnte angesichts der zu erwartenden "Vollernte" in Europa das "labile Gleichgewicht am europäischen Apfelmarkt" infrage gestellt werden können. "Andererseits muss Russland die fehlende Importe aus Polen und Europa mit dem Import aus anderen Regionen ersetzen", so Dichgans. Das bedeute wiederum, dass Mengen von anderen Märkten abgezogen würden. "In der Summe handelt es sich um eine globale Verschiebung der Warenströme, bei der noch nicht klar ist, wer Verlierer und wer Gewinner sein wird."

Nicht zu vergessen ist außerdem, dass es für Russland immer noch ein Schlupfloch gibt: Denn das Land kann über Kasachstan oder Weißrussland weiterhin westliche Lebensmittel einführen. wie die Regierung mitteilte. Die russischen Nachbarstaaten könnten also von der gegenwärtigen Situation profitieren, indem sie Lebensmittel weiterverarbeiten und nach Russland liefern, sagte Vize-Ministerpräsident Arkadi Dworkowitsch.

Russischer Importstopp

Seit dem 7. August sind für ein Jahr Importe von Fleisch, Fisch, Milchprodukten, Obst und Gemüse aus den USA, der EU, Kanada, Australien und Norwegen verboten. Ministerpräsident Dmitri Medwedew sagte am Montag, er hoffe, das Einfuhrverbot werde nicht allzu lange bestehen bleiben. Mit Kasachstan und Weißrussland hatte die Moskauer Regierung unlängst eine Zollunion geschlossen, die den Handel zwischen den Nachbarstaaten ankurbeln soll.

(APA)

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