Firmen: Energie sparen und Geld kassieren

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Dank des Energieeffizienzgesetzes können Firmen ihre Energiesparmaßnahmen an Stromversorger verkaufen. Jährliches Volumen: 100 Mio. Euro. Die Kammer warnt vor voreiligen Deals.

Wien. Kosten, Strafen und tonnenweise Formulare. Solange die Debatte lief, ließ die Wirtschaft kein gutes Haar am umstrittenen Energieeffizienzgesetz. Doch seit Anfang des Sommers ist die Schlacht geschlagen, das Gesetz abgesegnet und die Pflicht zum Energiesparen Realität. Höchste Zeit, darüber zu reden, dass Unternehmen davon auch profitieren können. Das findet zumindest Stephan Schwarzer, Abteilungsleiter Energie und Umwelt bei der Wirtschaftskammer.

Österreichs Betriebe könnten das Gesetz in bares Geld ummünzen, sagt er zur „Presse“. Wie berichtet, müssen die Energieversorger ab 2015 dafür sorgen, dass ihre Kunden jedes Jahr um 0,6Prozent weniger Energie verbrauchen. Dafür sind sie auf die Mithilfe der Unternehmen angewiesen. Und diese Mithilfe lässt sich teuer verkaufen, ist der Ökonom überzeugt.

Versorger müssen zukaufen

Jede alte Glühbirne, die ein Unternehmen gegen sparsamere Lampen austauscht, jede Energiesparmaßnahme könnten die Betriebe an ihre Stromlieferanten verkaufen. Denn schaffen die Versorger ihre gesetzlichen Vorgaben nicht, müssen sie 20 Cent pro „zu viel verkaufter“ Kilowattstunde an Ausgleichszahlungen leisten. Jede Einsparung, die für weniger als 20 Cent pro Kilowattstunde zu haben ist, wäre demnach schon ein Geschäft für die Energielieferanten.

„Schon bei kleinen Betrieben kann es sich um ein paar hundert Euro handeln“, sagt Stephan Schwarzer. In Summe, so schätzt er, werde der Kuchen, der jedes Jahr zu verteilen ist, hundert Millionen Euro wert sein. Der Großteil davon wird bei Österreichs Unternehmen landen. Denn laut Gesetz sollen 60Prozent der Einsparungen im betrieblichen Bereich umgesetzt werden.

Nicht zu schnell einschlagen

Aber Stephan Schwarzer warnt die heimischen Unternehmer auch vor voreiligen Deals: Es werde nicht lange dauern, bis die ersten Energieversorger von sich aus mit Angeboten an ihre Kunden herantreten würden. Es empfehle sich, gut zu überlegen, bevor man sich frühzeitig an einen Lieferanten binde. Die Betriebe sollten sich nicht überhastet damit abgeben, wenn sie 50 Euro erhalten. „Vielleicht ist die Einsparung in Wirklichkeit 500 Euro wert.“

Vor allem eine pauschale Abtretung könnte für manche Unternehmen zum Problem werden. Der Funktionär rechnet damit, dass die meisten Energieversorger die Unternehmen am liebsten selbst über Einsparungen beraten und im Gegenzug die eingesparten Kilowattstunden für sich verbuchen würden. Das bringe den Unternehmen jedoch meist vergleichbar wenig.

Denn wer verspreche, alle Einsparungen, die aus einem Beratungsprojekt resultieren, blanko an den Energieversorger abzutreten, verbaue sich damit in der Regel den Weg zur Förderung. „Es gibt für Energiesparmaßnahmen entweder Förderung vom Staat oder ein Sponsoring vom Energieversorger“, sagt Schwarzer. Eine Kombination aus beidem sei bis dato nicht geplant.

Bisher lassen sich Österreichs Unternehmen etwas mehr als die Hälfte der Energiesparmaßnahmen, die sie umsetzen, durch den Staat fördern. Fast ebenso viel machen sie bisher jedoch ohne finanzielles Zubrot vom Steuerzahler. All diese Maßnahmen könnten sie nun an die Energieversorger verkaufen.

Allzu großen Grund zur Eile haben die Unternehmen jedoch nicht. Das Energieeffizienzgesetz tritt offiziell erst ab Jänner kommenden Jahres in Kraft. Doch auch all jene Maßnahmen, die von Unternehmen heuer umgesetzt wurden und nachweislich Energie einsparen, können bereits an Energielieferanten verkauft und von diesen dann eingereicht werden. Zeit bleibt ihnen dafür bis Mitte Februar 2015.

AUF EINEN BLICK

Ab dem kommenden Jahr sind Energieversorger in der Pflicht, dass ihre Kunden weniger Energie verbrauchen. So will es das Energieeffizienzgesetz. Für Österreichs Unternehmen könnte das zum Geschäft werden. Sie können ihre Energiesparmaßnahmen künftig an die Versorger verkaufen. Andernfalls müssen diese teure Ausgleichszahlungen leisten. Stephan Schwarzer von der WKO schätzt das Volumen auf gut hundert Millionen Euro pro Jahr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2014)

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