Meinl: Blogger findet Anklageentwurf im Altpapiercontainer

Banker Meinl chairman of Austria´s closely-held Meinl Bank talks during an interview in Vienna
Banker Meinl chairman of Austria´s closely-held Meinl Bank talks during an interview in Vienna(c) REUTERS (STRINGER/AUSTRIA)
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Die Staatsanwaltschaft schließt Fehler bei der Altpapierentsorgung nicht aus, man ermittle wegen Verdachts auf Verletzung des Amtsgeheimnisses.

Wien. Die Vorgänge in der Meinl-Causa werden immer dubioser. Seit Jahren ermitteln die Justizbehörden gegen den Banker Julius Meinl V. Ein Blogger veröffentlichte vor Kurzem geheime Informationen aus dem Anklageentwurf im Internet. Danach fand in der Wohnung des Bloggers eine Hausdurchsuchung statt. Eine Staatsanwältin kam in Begleitung von sechs Polizeibeamten. Sie wollten den Anklageentwurf.

Der Blogger gab das Papier freiwillig heraus. „Weder liegt meinerseits eine Anfütterung zum Amtsmissbrauch vor oder eine Anstiftung in Gremien der Justizoberbehörde“, schreibt der Blogger. Er behauptet, dass er die 40 Seiten schon seit Juni besitzt. Dabei soll es sich um ein „zufälliges Fundstück aus dem Altpapiercontainer vor dem Wiener Café Adam“ gehandelt haben. Der Anklageentwurf soll dort in unzerrissenem Zustand und geheftet gelegen sein. Wie das passieren konnte, ist unklar.

Das Gasthaus Adam liegt in unmittelbarer Nähe zum Landesgericht für Strafsachen in Wien. Dort halten sich viele Anwälte und Justizmitarbeiter auf.

Ermittlungen gegen unbekannt

Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien sagte am Dienstag der „Presse“, man ermittle wegen Verdachts auf Verletzung des Amtsgeheimnisses gegen unbekannt. Weitere Details verriet sie nicht. Die Sprecherin schloss nicht aus, dass bei der Altpapierentsorgung ein Fehler passiert ist. Das wäre kein Straftatbestand.

Bereits im Juli hatte der „Kurier“ berichtet, dass der Oberstaatsanwaltschaft vor Kurzem ein Vorhabensbericht in der Causa Meinl übermittelt wurde. Demnach soll dem Banker Julius Meinl wegen Untreue und Betrugs ein Strafprozess drohen. Er bestreitet alle Vorwürfe. (höll)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2014)

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