Sonntagsöffnung in Wien: Souvenirs statt Tourismuszone

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Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband lehnt das Aufsperren am Sonntag ab. Stattdessen könnte man sogenannte Anlassmärkte erlauben.

Das Thema Sonntagsöffnung in Wien hat offenbar starke parteipolitische Grenzen. Am Freitag hat der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband (SWV) bekräftigt, dass er eine Aufsperr-Erlaubnis ablehnt - und eine entsprechende Umfrage vorgestellt. Postwendend präsentierte auch der VP-Wirtschaftsbund eine Erhebung. Laut dieser wird die Sonntagsöffnung von Wiens Unternehmern befürwortet. Der Kunde, um den es eigentlich geht, wird ohnehin nicht befragt.

Zuvor war bereits in der Wirtschaftskammer und im Tourismusverband kundgetan worden, dass man sich eine Sonntagsöffnung prinzipiell vorstellen könne. Die Stadt steht der Einrichtung von Tourismuszonen - in denen die Geschäfte am Sonntag aufsperren dürften - hingegen ablehnend gegenüber.

Wirtschaftsverband: Nur ein Drittel dafür

Der Wirtschaftsverband untermauerte seine Position jedenfalls nun mit einer aktuellen Umfrage, an der insgesamt 639 Personen aus dem Wiener Handel teilgenommen haben, wie SWV-Direktor Peko Baxant im Gespräch mit Journalisten berichtete. Lediglich 34,9 Prozent der befragten Unternehmer haben sich demnach für eine Liberalisierung der Öffnungszeiten ausgesprochen. "Ich glaube, dass die Ergebnisse eindeutig sind", so Baxant. Auch eine Beschränkung auf Tourismuszonen sei wenig sinnvoll: "Ganz Wien ist Tourismuszone, man kann schwer sagen, wo eine begrenzte Zone aufhören oder anfangen soll."

Auch der Song Contest bietet sich nach Ansicht der roten Wirtschaftsvertretung nicht unbedingt für einen Öffnungs-Probelauf an. Der Obmann der Sparte Handel im Wiener SWV und Gremialvorsteher des Wiener Markthandels, Akan Keskin, empfahl heute, stattdessen sogenannte Anlassmärkte zu erlauben. Vor der Stadthalle könnten dann etwa Souvenirs und andere Wien-Artikel verkauft werden, so sein Vorschlag.

Wirtschaftsbund: Zwei Drittel wollen Öffnung

Nach Angaben des Wirtschaftsbundes gibt es bei den Hauptstadt-Betrieben sehr wohl Interesse an einer touristischen Zone mit genereller Sonntagsöffnung. Eine aktuelle Unternehmerbefragung des Meinungsforschungsinstituts IMAS im Auftrag des Wiener Wirtschaftsbundes zeige dies, hieß es in einer der APA übermittelten Stellungnahme. 64 Prozent der Wiener Handelsunternehmen würden einer Sonntagsöffnung in Tourismuszonen positiv gegenüberstehen. Umgelegt auf die gesamte Unternehmerschaft in Wien seien es sogar 71 Prozent.

Alexander Biach, der Direktor des Wiener Wirtschaftsbundes, verwies zudem auf die Initiative des Wiener Wirtschaftskammerpräsidenten Walter Ruck. Dieser lässt derzeit ein Konzept erarbeiten, die Ergebnisse sollen zu Herbstbeginn vorliegen. Auch der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner hatte im APA-Interview zuletzt für eine liberalere Auslegung der Öffnungszeiten plädiert.

Auch Brauner dagegen

Die für Wirtschaft und Tourismus zuständige Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) ist hingegen dagegen: Eine grundsätzliche Sonntagsöffnung sei in Wien nicht geplant, auch von Tourismuszonen hält sie wenig, erklärte sie kürzlich im "Kurier".

"An unserer Position zur Sonntagsöffnung ändert auch ein Großereignis wie der Eurovision Song Contest in Wien nichts. Wir begrüßen auch die deutliche Positionierung von Vizebürgermeisterin Renate Brauner und sind froh, eine verlässliche Partnerin in unserem Engagement gegen eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten zu haben", freute sich am Freitag Franz Georg Brantner, Vorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen in der GPA-djp Wien und Vorsitzender des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA-djp über das "Nein" aus dem Rathaus.

(APA)

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