Wohlstands-Messung: Neos für "NeuWind" statt BIP

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Wohlstands-Messung: Neos für "NeuWind" statt BIPAPA/DIETMAR STIPLOVSEK
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Ein neuer Wohlstandsindikator soll Faktoren wie Sozialausgaben und Fruchtbarkeitsrate einbeziehen. Österreich liegt demnach im EU-Vergleich auf Platz sieben.

Die Neos fordern eine neue Methode, um zu berechnen, wie es Österreich geht. "NeuWind" heißt der Wohlstandsindikator, den Parteichef Matthias Strolz am Dienstag gemeinsam mit den Entwicklern Josef Obergantschnig und Peter Hajek präsentierte. Demnach schneidet Österreich zwar bei den vergangenheitsorientierten Indikatoren mit Platz zwei im EU-Vergleich ausnehmend gut ab, belegt aber bei den zukunftsorientierten Indikatoren bloß Rang elf.

Ganz verwerfen will Strolz den bisherigen Indikator, das Bruttoinlandsprodukt (BIP), freilich nicht. Es stelle eine wichtige Kennzahl dar und diene durchaus als Handlungsanleitung. Nur greife es zu kurz, weil es Faktoren wie Bildung, Umwelt und Soziales nicht entsprechend berücksichtige.

Daher hat man sich bei den Neos entschlossen, den von Hajek und Obergantnschnig entwickelten Wohlstandsindikator aufzugreifen und zu überarbeiten. 36 Indikatoren werden herangezogen von Sozialausgaben über Fruchtbarkeitsrate bis hin zu Unternehmensgründungen und Erwerbsquote. Das BIP selbst ist nur einer der 36 Faktoren.

Extra miteinbezogen wurde die Einschätzung der Bürger, was für deren Glück wichtig ist. Entsprechend wurden dann die einzelnen Faktoren gewichtet. Hier steht aber gleich der Pferdefuß der Untersuchungen. Denn die Umfrage wurde aus budgetären Gründen nur in Österreich vorgenommen. Die Vergleichsdaten in den anderen EU-Ländern gehen also von der Annahme aus, dass von Sofia über Eisenstadt bis Helsinki alle Menschen die gleiche Einschätzung haben, was für ihr Glück Bedeutung hat.

Glücks-Faktoren: Familie, Beruf, Gesundheit

Das Ergebnis der Umfrage ist jedenfalls nicht gerade überraschend. Besonders wichtig sind den Österreichern Familie, Beruf und Gesundheit. Forschung interessiert sie vergleichsweise am wenigsten. Was die persönliche Zufriedenheit angeht, stehen Familienleben und Lebensqualität an der Spitze. Am anderen Ende der Skala findet sich der Faktor Fairness und Gerechtigkeit noch hinter der finanziellen Situation und der wirtschaftlichen Lage.

Gesamt ergibt das Ranking, dass es den Dänen am besten geht, gefolgt von Schweden und Niederländern. Österreich sichert sich Rang sieben. Bei den als vergangenheitsorientiert klassifizierten Faktoren kommt man hinter den Niederlanden auf Platz zwei, bei den zukunftsorientierten landet Österreich dagegen nur an elfter Stelle.

Strolz hat an Finanzminister Hans-Jörg Schelling (ÖVP) bereits einen Brief mit der Bitte verfasst, ihm den neuen Wohlstandsmesser vorstellen zu dürfen. Er sei davon überzeugt, dass die Indikatoren eine klarere Orientierung böten als die bisherigen Kennzahlen und gleichzeitig neue politische Gestaltungsräume ausschilderten.

(APA)

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