Peugeot: „Elektroautos nicht immer gut für die Umwelt“

Maxime Picat, CEO of Peugeot brand, poses in front of a Peugeot 508 car at the company headquarters in Paris
Maxime Picat, CEO of Peugeot brand, poses in front of a Peugeot 508 car at the company headquarters in Paris(c) REUTERS
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Der französische Autokonzern PSA ist wieder auf Erholungskurs. Vorstand Picat erklärt, wo man Wachstumsmärkte sieht und warum E-Autos nicht immer gut für die Umwelt sind.

Wien. Wenn sich ein Unternehmen einmal darüber freut, bei einem Umsatz von 18,6 Milliarden Euro einen Gewinn von sieben Millionen Euro erwirtschaftet zu haben, dann kann man erahnen, wie es dem Unternehmen geht. Doch für die Autosparte von PSA Peugeot Citroën war das Ergebnis des ersten Halbjahrs 2014 tatsächlich ein Grund zum Feiern. 2012 hatte die gesamte Konzerngruppe noch einen Verlust von fünf Milliarden Euro geschrieben (bei einem Umsatz von insgesamt 55,4 Milliarden Euro).

„Wir sind auf einem gesunden Weg, ab 2016 wird PSA wieder Gewinne erwirtschaften“, gab sich Peugeot-Direktor Maxime Picat vor Journalisten in Wien zuversichtlich. Zu verdanken hat man das vor allem dem asiatischen Markt, allein in China legten die Verkaufszahlen 2013 um 25 Prozent zu. PSA baut dort gerade die vierte Fabrik.

Die Konzentration unter anderem auf den asiatischen und südamerikanischen Raum hat PSA geholfen, die Einbrüche in Europa zu verdauen. Denn Peugeot und Citroën waren lange Zeit zu europalastig und litten deshalb mehr als andere Hersteller unter der Wirtschaftskrise. Vor einigen Jahren machte man nur 25 Prozent des Konzernumsatzes außerhalb Europas, mittlerweile sind es bereits 43 Prozent.

Aber auch für Europa ist Picat optimistisch. „Wir sehen eine leichte Erholung, wir sind noch lange nicht – im Gegensatz zu den USA – auf dem Niveau der Zeit vor der Krise. Aber irgendwann werden die Menschen auch bei uns wieder neue Autos kaufen müssen.“ Und dann sollen deutlich mehr Peugeots, Citroëns und Fahrzeuge der neuen Oberklasse DS (ein Citroën-Ableger) darunter sein.

Erreichen will PSA das mit einer massiven Reduzierung der Modellpalette. Allein bei Peugeot streicht man die Anzahl der verschiedenen Fahrzeuge auf die Hälfte (von 26 auf 13 Modelle), im gesamten Konzern wird es nur noch 26 statt bisher 45 Modelle geben. Man wolle „mit ein paar attraktiven Fahrzeugen“ Kunden locken, nicht mit einer möglichst breiten Auswahl. Auch die Zahl der Plattformen wird eingeschränkt, statt sieben soll es künftig nur noch zwei geben.

Die aktuellen Modelle, die am ehesten die Zukunft von PSA repräsentieren, sind laut Vorstand Picat der Peugeot 308, der Citroën DS3 und der Citroën C4 Cactus, der auf der Straße derzeit besonders deshalb auffällt, weil er rundum in eine Art Luftpolsterfolie verpackt ist.

Kosten um 500 Mio. Euro drücken

Die Schrumpfkur soll helfen, die Effizienz des Unternehmens zu verbessern. Die Produktionskosten sollen bis 2016 um 500 Millionen Euro gedrückt werden. Bis dahin werde man auch nicht über große Investitionen oder Expansionen nachdenken, etwa in die USA, aus denen sich Peugeot in den 1990er-Jahren zurückgezogen hat. Man könne natürlich zu einem Markt, auf dem 30 Prozent der Autoumsätze erwirtschaftet werden, nicht auf Dauer Nein sagen. Aber bis 2018 „haben wir keine Pläne, in die USA zurückzukehren“. Man konzentriere sich mittelfristig auf China.

In Frankreich selbst hatte PSA immer wieder mit politischen Widerständen gegen seine Sanierungspläne zu kämpfen. Anfang des Jahres reduzierte die Eigentümerfamilie Peugeot ihre Anteile, dafür stieg der französische Staat ein (und der chinesische Autobauer Dongfeng). Ob es diese Konstellation schwieriger mache – gerade bei der aktuellen politischen Lage in Frankreich, Mitarbeiter abzubauen oder harte Sanierungsschritte zu setzen? Picat: „Wir konnten der Politik und der Gewerkschaft die ernste Lage erklären. Die Gewerkschaft war zu neuen Verträgen bereit, wir können die notwendigen Reformen durchführen.“ In der Vergangenheit hatte die Politik – damals auch ohne am Unternehmen beteiligt gewesen zu sein – immer wieder intensiv in das Management eingegriffen.

Skeptisch äußert sich Picat über Elektroautos. Einerseits glaube er nicht, dass sie vor 2020 „ein wichtiger Teil des Marktes sein werden“. Kunden seien zurückhaltend, weil die Batterien noch zu teuer, die Reichweiten zu gering seien und es zu wenig Ladestationen gebe. „In all unseren Szenarien haben E-Autos 2020 einen Anteil von bestenfalls fünf Prozent.“ Andererseits seien Elektroautos „nicht unbedingt immer gut für die Umwelt“, gerade in China. „Strom wird dort vor allem von Kohlekraftwerken produziert. Wenn plötzlich alle ihre E-Autos aufladen, müssten mehr Kohlekraftwerke gebaut werden – „und das ist für die Umwelt ein weitaus größeres Problem als der Straßenverkehr“.

Fahren mit Luftdruck

Peugeot setzt auf ein eigenwilliges Konzept, um Emissionen zu reduzieren: einen Antrieb mit komprimierter Luft. Der Peugeot 208 Hybrid Air besteht aus einem Verbrennungsmotor und einem Antrieb nicht aus Strom, sondern eben aus Luft. Eine Entscheidung darüber, ob das Fahrzeug in Serie gebaut wird, sei aber noch nicht gefallen, so Picat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2014)

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