Hypo tauscht Chefermittler Böhler aus

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The logo of nationalised lender Hypo Alpe Adria is pictured at the bank's headquarters in Klagenfurt(c) REUTERS
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Die Bank nennt keine Gründe für diesen ungewöhnlichen Schritt.

Wien. Die staatliche Hypo Alpe Adria hat ihren Chef-Forensiker ausgetauscht. Der Leiter der Abteilung Forensics, Christian Böhler, sei bereits am 5. September aus der Bank ausgeschieden, heißt es. Sein Nachfolger wird Walter Unzeitig, der seit 2012 für die Hypo als Rechtsberater arbeitet. Die Abteilung Forensics gehört zu den wichtigsten und brisantesten Bereichen der Hypo. Denn sie ist für die Aufarbeitung der Vergangenheit zuständig. Bei der Verstaatlichung der Hypo im Jahr 2009 versprach der damalige Finanzminister Josef Pröll (ÖVP, arbeitet jetzt für Raiffeisen), dass die Vergangenheit lückenlos aufgearbeitet und dazu jeder Beleg dreimal umgedreht werden soll.

Die Gründe für das Ausscheiden von Böhler sind unklar. „Die Presse“ konnte ihn am Freitag nicht erreichen. Böhler engagierte sich zuletzt nicht nur für die Hypo. Er gründete im Jänner 2014 mit einem Geschäftspartner die Gesellschaft CM International Tracing. Laut Firmen-Compass gehören Böhler nicht nur 50 Prozent der Anteile, sondern er ist auch Geschäftsführer.

Böhler ist außerdem in der Politik aktiv. Er ist stellvertretender Landessprecher der Neos in der Steiermark. Die Neos haben eine Hypo-Arbeitsgruppe und präsentierten in der Vergangenheit Unterlagen, die ihnen zugespielt worden waren. Bei den Neos heißt es, dass man die Informanten grundsätzlich nicht bekannt gibt.

Böhler war immer wieder in den Medien vertreten. Erst vor Kurzem berichtete beispielsweise das „Wall Street Journal“ über ihn. Die Zeitung erhielt laut eigenen Angaben Einblicke in Papiere, aus denen hervorgeht, dass es bei der Hypo um Betrugsfälle von insgesamt 1,6 Milliarden Euro geht. Auf Anfrage erklärte die Hypo damals zur „Presse“: „Wir wissen nicht, wie das ,Wall Street Journal‘ zu diesen Zahlen kommt, die im aktuellen Geschäftsbericht genannte Gesamtschadenssumme von rund 1,4 Milliarden Euro ist korrekt.“ (höll)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2014)

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