20 Jahre AMS – und noch lange nicht arbeitslos

Die Presse (Clemens Fabry)
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1994 wurde das Arbeitsmarktservice gegründet. Seitdem hat sich einiges verändert. Arbeitslosigkeit wird laut AMS-Vorstand Buchinger nicht mehr als Katastrophe betrachtet, sondern als Bestandteil des Berufslebens.

Am heutigen Mittwoch feiert das Arbeitsmarktservice sein 20-jähriges Bestehen. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass sich beim AMS seither einiges getan hat: Die Zahl der Schulungsteilnehmer hat sich seit 1994 fast vervierfacht (siehe Grafik unten). Dass an der Sinnhaftigkeit der Schulungen zuletzt heftige Kritik geübt wurde, hat das Arbeitsmarktservice zur Kenntnis genommen, meint AMS-Vorstand Herbert Buchinger im Gespräch mit der APA: Die Berater würden nun besser geschult werden. Früher seien sie von älteren Kollegen nebenbei eingeschult worden, nun mache jeder Berater eine 42-wöchige Ausbildung in der AMS-Akademie in Linz.

"Skill-Matching" ab 2016

Künftig soll sich vor allem bei der Stellensuche einiges ändern und die Internet-Eigenrecherche deutlich ausbaut werden. Unter dem Titel "Skill-Matching" werden derzeit 14.000 Berufe auf 700 reduziert, für die es künftig sogenannte Befähigungslisten gibt, mit denen die Suchenden den passenden Job finden sollen. Geplanter Start für das "Skill-Matching" ist Mitte 2016. Die AMS-Berater sollen dann mehr in den Hintergrund treten. Mithilfe der Befähigungslisten sollen die Suchenden selbst erkennen, welche Fähigkeiten ihnen für die angestrebten Jobs noch fehlen beziehungsweise in welchen Berufen sie mit ihrem Können gefragt sein könnten.

Das AMS passe sich damit der stetig steigenden Dynamisierung des Arbeitsmarktes an, so AMS-Vorstand Buchinger. Die lebenslange Stelle in einem Betrieb werde immer seltener, Phasen kurzer Arbeitslosigkeit hingegen üblich: Arbeitslosigkeit werde nicht mehr als Katastrophe betrachtet, sondern als Bestandteil des Berufslebens. Umbrüche ortet Buchinger auch bei der Beschäftigung von Ausländern. Schlecht qualifizierte Arbeitnehmer aus den Balkanstaaten würden durch gut ausgebildete Personen aus Osteuropa verdrängt.

Handlungsbedarf sieht Buchinger vor allem bei älteren Arbeitslosen. Hier hätten es nicht nur die schlechter qualifizierten Personen schwer. Der AMS-Vorstand führt dies einerseits darauf zurück, dass sich die Betriebe Jungakademiker suchen, die sie für viele Jahre ans Unternehmen binden könnten, während sich bei älteren Arbeitslosen bereits die Pensionierung abzeichne. Dazu käme die Lohnkurve - ein über 50-jähriger verdiene nun mal im Schnitt das doppelte eines unter 25-jährigen.

Frühpensionierungen als Arbeitsmarktpolitik

Außerdem sei das Problem der Altersarbeitslosigkeit lange gar nicht als solches gesehen wurde. Bis Mitte der 1990er-Jahre war es von der Politik sogar gewünscht, Ältere aus dem Arbeitsprozess zu nehmen um freie Arbeitsplätze zu schaffen. Von der verstaatlichten Industrie wurden damals Frühpensionierungen als Arbeitsmarktpolitik eingesetzt.

Übrigens: Nur noch 800 der insgesamt 5000 Berater sind laut AMS beamtet. Der Arbeitsplatz Arbeitsmarktservice scheint dennoch sehr attraktiv zu sein: Auf eine freie Beraterstelle kommen 50 Bewerber, so Buchinger.

(APA)

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