Der Rewe-Diskonter Penny zieht mit einem Lockangebot den Ärger des Bauernbunds auf sich. Die Landwirte orten "Wettbewerbsverzerrung", der Rewe-Konzern hält an der Milch-Aktion fest.
Ein Liter Milch mit AMA-Gütesiegel ab zwei Packerln um 49 Cent: Diese Aktion beim Diskonter des größten heimischen Lebensmittelkonzerns hat am Dienstag sowohl Landwirtschaftskammer als auch Bauernbund auf die Palme gebracht. Der Bauernbund kündigte gegenüber der APA an, eine Eingabe bei der Bundeswettbewerbsbehörde zu tätigen - man ortet eine "Wettbewerbsverzerrung". Rewe verteidigt das Angebot. "Die Bundeswettbewerbsbehörde soll den Fall auf die geltenden gesetzlichen Grundlagen des Wettbewerbsrechtes hin prüfen", verlangte ÖVP-Bauernbund-Direktor Johannes Abentung. Landwirtschaftskammerpräsident Hermann Schultes (ÖVP) forderte in einer Aussendung das sofortige Aussetzen der Aktion, die sich laut der Bewerbung für Freitag und Samstag auf alle Milchsorten aus dem Kühlregal bezieht. "Milch mit dem AMA-Gütesiegel ist viel zu wertvoll, um verschleudert zu werden."
"Wir wehren uns, wenn wir zuschauen müssen, wie höchste Qualität zum Lockartikel degradiert wird", warnte Schultes. Er warf der Kette Penny des Rewe-Konzerns einen "unverantwortlichen und schädlichen Umgang" mit der Milch vor.
Penny: "Kosten tragen wir"
Penny bleibt aber bei der Aktion: "Die Kosten der aktuellen Aktion tragen wir, sie geht nicht zulasten der Molkereien und Bauern", so eine Rewe-Sprecherin auf APA-Anfrage. "Wie auch andere Mitbewerber, bietet Penny seit einiger Zeit immer wieder 1+1 Aktionen über alle Warengruppen an. Diesen Freitag und Samstag betrifft die Aktion Frischmilch und länger frische Milch. Die Aktion ist ausschließlich auf diese zwei Tage beschränkt."
"Derzeit gibt es im gesamten Handel viele Aktionen rund um österreichische Produkte - darunter auch einige mit minus 50 Prozent", erinnerte die Rewe-Sprecherin.
Das Penny-Flugblatt, das die Bauern brüskiert, wurde just versendet, als die Direktorenkonferenz des Bauernbundes tagte. Gemeinsam teilten sie mit, sich auch gegen das "Verschleudern von kostbaren Lebensmitteln, die von unseren Bauern in tagtäglicher Arbeit hergestellt werden", wehren zu wollen. Das Angebot sei "mit Sicherheit ein absolutes Negativbeispiel der viel beworbenen Partnerschaft des Handels mit den österreichischen Bauern".
Russischer Importstopp
Nicht nur die Art des Angebots, vor allem auch der Zeitpunkt macht die Bauern fast fassungslos: Erst unlängst habe die gesamte heimische Handelslandschaft angesichts der Russland-Importsperren werbewirksam Solidaritätsbekundungen an die Bauern geschickt - Stichwort Äpfel. "Dass jetzt einzelne Handelsketten ausscheren, mit Lockpreisen auf radikalen Kundenfang gehen und sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollen, ist nicht nur kein Ruhmesblatt für die Handelsbranche, sondern ein Thema, das sich auch die Behörde ganz genau anschauen muss", sind sich die Bauernbund-Direktoren einig.
Auch LK-Präsident Schultes erwartet sich wegen des russischen Importstopps "vom österreichischen Lebensmittelhandel, dass er in seiner Preispolitik Ruhe wie auch Besonnenheit zeigt und Regionalität, Herkunft und das AMA-Gütesiegel nicht in respektlosen Aktionen entwertet".
(APA)