Viele Anklagen im Skylink-Skandal

FLUGHAFEN WIEN AG: 'PROBEBETRIEB SKYLINK'
FLUGHAFEN WIEN AG: 'PROBEBETRIEB SKYLINK'(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Die Staatsanwaltschaft Korneuburg hat knapp zehn Vorhabensberichte fertig gestellt. Die Anklagen dürften Anfang 2015 folgen.

Wien. 36 Razzien, 4000 Ordner von sichergestelltem und minutiös durchgekämmtem Material: Seit fünf Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Korneuburg mit dem Landeskriminalamt Niederösterreich rund um den Bauskandal beim Terminal 3 des Wiener Flughafens. Der Bau ist unter dem Namen Skylink in die lange Reihe der heimischen Wirtschaftskrimis eingegangen. Das Ergebnis der Untersuchungen: „Es wird sicher zu Anklagen kommen, ich rechne Anfang 2015 damit“, bestätigt Karl Schober, der Leiter der Behörde, der „Presse“.

Ob allerdings auch die im Mittelpunkt der Ermittlungen stehenden ehemaligen Flughafen-Vorstände Herbert Kaufmann, Gerhard Schmid, Christian Domany und Ernest Gabmann angeklagt werden, ist offen. Schober kann dazu nicht Stellung nehmen. Von den ursprünglichen Vorwürfen, unter anderem Untreue und Bilanzfälschung, bleibt laut Schober de facto nur ein möglicher Verstoß gegen den §255 Aktiengesetz übrig: ob die Vorstände den Aufsichtsrat über das Ausmaß der Kostenexplosion beim Skylink rechtzeitig und umfassend informiert haben. Der Terminal kostete statt 400 letztlich 740Mio. Euro und wurde vier Jahre später als geplant fertig.

Sicher ist indes, dass sich etliche Personen aus dem Kreis der involvierten Bau-, Sanitär- und Klimatechnikfirmen vor Gericht verantworten werden müssen. Dabei gehe es laut Schober um den Vorwurf des Betrugs durch überhöhte Angebote bzw. Unstimmigkeiten bei Angeboten und Rechnungen.

20 Beschuldigte

Insgesamt führt die Staatsanwaltschaft Korneuburg noch 20Beschuldigte, ursprünglich waren es 31 (für alle gilt die Unschuldsvermutung). Wegen des Umfangs der Causa hat die Behörde das Verfahren nach Themenbereichen geteilt. Die Vorhabensberichte – es sollen knapp unter zehn sein – liegen zum Teil noch im Justizministerium, einige sind schon zurück.

Einige Verfahren wurden eingestellt. So etwa das gegen den ehemaligen Aufsichtsratspräsidenten Johannes Coreth und jenes gegen Kaufmann im Zusammenhang mit der angeblichen Diskriminierungskampagne gegen den (inzwischen insolventen) Flughafenshop-Betreiber Rakesh Sardana.

Die neuen Flughafen-Chefs, Günther Ofner und Julian Jäger, haben von am Terminalbau beteiligten Firmen 30 Mio. Euro an Schadenersatz zurückgeholt. Offen ist indes der Streit mit Gabmann, der wegen entgangener Gehälter und Honorare rund 1,3 Mio. Euro eingeklagt hat. Gegen das Ersturteil des Landesgerichts Korneuburg, das Gabmann 346.000€ zugesprochen habe, habe der Flughafen Berufung eingelegt, sagte Ofner der „Presse“.

Um die alten Fehler nicht zu wiederholen, lässt sich die Flughafen-Spitze bei der Neugestaltung des ältesten Terminals, 2, viel Zeit. Eine Entscheidung über Neubau oder Renovierung mit Erweiterung werde frühestens bei der Aufsichtsratssitzung im Dezember fallen, meinte Ofner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2014)

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