Probleme in Ungarn und der Ukraine drücken die Bank heuer in die roten Zahlen. Die RBI-Aktie stürzte um mehr als 11 Prozent ab.
Die Ukraine-Krise, aber auch ungarische Sondergesetze zu Fremdwährungskrediten drücken die börsennotierte Raiffeisen Bank International (RBI) heuer tief in die roten Zahlen. Nach einer mehrstündigen Vorstandssitzung mit abschließender Planungsrunde hat der österreichische Bankkonzern am späten Montagabend eine Gewinnwarnung abgesetzt. Es sei "von einem negativen Konzernergebnis für 2014 auszugehen", hieß es in einer ad-hoc-Mitteilung. Für das erste Halbjahr hat die RBI noch einen Nettogewinn von 344 Millionen Euro ausgewiesen.
"Riesige Unsicherheitsfaktoren"
Ob eine Dividende gezahlt werden kann, ist demnach fraglich. In jedem Fall bedient werden soll das Nachrangkapital. Frisches Kapital beschaffen muss sich die Bank jetzt nicht, sagte der Vorstand zur APA. Wie hoch der Verlust 2014 ausfallen wird, konnte der Vorstand nicht sagen. Bankchef Karl Sevelda sprach von "riesigen Unsicherheitsfaktoren". Sevelda nannte am Dienstag vor Journalisten eine sehr weite Bandbreite "zwischen 50 und 500 Millionen Euro". Der Verlust werde aber "sicher nicht über 500 Millionen sein."
An der Wiener Börse sind die RBI-Aktien am Montag um über 11 Prozent ins Minus gerasselt. Die Aktien der Branchenkollegin Erste Group folgten der RBI-Aktie am Dienstag in der Früh mit minus 3,7 Prozent in die Verlustzone. Die Erste Group hatte schon im Juli wegen dem schlecht laufenden Ostgeschäft einen Jahresverlust angekündigt.
Bis zu 240 Millionen Euro in Ungarn
Umstrittene Fremdwährungskreditvergaben in Ungarn kosten die Raiffeisen aufgrund neuer Sondergesetze bis zu 240 Millionen Euro. 67 Millionen wurden im zweiten Quartal dafür zur Seite gelegt. Der größere Rest folgt im zweiten Halbjahr.
Vor allem die politische Krise um die Ukraine treibt die Kreditwertberichtigungen in die Höhe. In Summe dürften die Kreditrisikovorsorgen im Konzern 2014 nun zwischen 1,5 und 1,7 Milliarden Euro ausmachen. Bisher war die Bank von 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro ausgegangen. Auf die ukrainische Aval Bank - auf deren Vermögen ein Werthaltigkeitstest erfolgt - droht eine Markenwertabschreibung von 60 Millionen Euro.
Um einen Prozentpunkt zurückgenommen hat die RBI am Abend auch die mittelfristigen Rentabilitätsziele. Beim Nettogewinn rechnet die Bank, für 2015 wieder eine "mittlere dreistellige Millionenhöhe" zu schaffen.
Verkauf an den ungarischen Staat?
Nachdem der ungarische Staat im Sommer der BayernLB die langjährige Problemtochter MKB abgenommen hat, haben ungarische Medien zuletzt über eine mögliche Übernahme auch der Ungarntöchter von Erste Group und auch RBI durch den ungarischen Staat spekuliert. Man habe nicht signalisiert, dass die Bank jetzt zu haben sei, so der RBI-Chef zur APA. Ein für alle Mal ausschließen kann Sevelda einen Verkauf der ungarischen Tochter aber nicht.
Die höheren Wertberichtigungen heuer schlagen zwar auf das Kapital durch. Dennoch betrachtet sich die RBI nach ihrer heurigen 2,8 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung trotz Staatsgeldrückzahlung nach wie vor ausreichend kapitalisiert. "Wir sehen jetzt keinen Kapitalbedarf", sagte Finanzvorstand Martin Grüll.
(APA)