Österreich - das Land der Millionäre

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Bei 77.700 Dollar-Millionären in Österreich wächst die Zahl der Reichen bei uns überdurchschnittlich stark. Die meisten neuen Millionäre gibt es in Indien, China und Brasilien.

WIEN. 5000 Österreicher oder zumindest Menschen, die hier leben und Steuern zahlen, haben es 2007 geschafft: Sie dürfen sich nun offiziell als „reich“ bezeichnen, denn ihr Finanzvermögen übersteigt die magische Marke von einer Million Dollar. Insgesamt leben hierzulande 77.700 „High Net Worth Individuals“, wie das Beratungsunternehmen Capgemini und die Investmentbank Merrill Lynch in der jüngsten Ausgabe ihres jährlich erscheinenden „World Wealth Report“ (WWR) errechnet haben.

Damit wären immerhin 1,9 Prozent der Erwerbstätigen Millionäre. Die Immobilie, in der man lebt, oder Gebrauchsgegenstände wie ein Maybach werden dabei nicht eingerechnet. Nur das verfügbare Finanzvermögen zählt. Wie groß das im Einzelfall ist, ist nicht bekannt. Nur so viel: Weltweit besaß ein Durchschnittsmillionär 2007 erstmals mehr als vier Mio. Dollar.

Die Zahl der Dollar-Millionäre ist in Österreich im vergangenen Jahr um sieben Prozent gewachsen – schneller als im Rest Europas (3,7 Prozent) und im Rest der Welt (im Schnitt sechs Prozent). Am billigen Dollar liege das nicht, denn die Zahlen des WWR seien um Währungsschwankungen bereinigt, heißt es. Christoph Kraus, Vorstandschef der Privatbank Kathrein, führt den stärkeren Anstieg in Österreich auf die „Tüchtigkeit der österreichischen Unternehmer“ und das „kapitalfreundliche Steuerrecht“ zurück. Die Vermögen der Unternehmer seien durch das gute Geschäft im Osten gewachsen, die vergleichsweise geringen Steuern auf Kapital und das Stiftungsrecht würden ausländische Vermögen, vor allem aus Deutschland und Russland, anziehen, erklärt er der „Presse“. „Mehr Millionäre sind ein gutes Zeichen, denn die Volkswirtschaft wächst“, sagt Gregor Erasim von Capgemini.

Auf die Goldwaage legen darf man die Zahlen freilich nicht. Die Autoren schätzen zunächst das gesamte Sparvermögen eines Landes und legen dann dessen allgemeine Einkommensverteilung darüber. So ermitteln sie die Zahl von Millionären – die ist somit zwar recht grob, aber die Studie gibt dennoch gute Maßzahlen für die Vermögensbildung in den einzelnen Ländern.

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Ein Viertel mehr Millionäre in Indien

Und diese Vermögensbildung ist derzeit vor allem in den Wachstumsmärkten besonders stark. In Indien hat die Zahl der Millionäre binnen eines Jahres um ein Viertel zugenommen. Fast ebenso schnell wächst die Zahl in China und Brasilien. In den entwickelten Märkten Europa und den USA ist das Wachstum hingegen verhalten. Die Studie erklärt dies mit dem allgemein höheren Wirtschaftswachstum der Schwellenländer und auch mit ihrem geradezu explosionsartig anwachsenden Börsekapital. Das habe sich auch in der zweiten Hälfte des Jahres 2007 mit der einsetzenden globalen Finanzkrise nicht geändert.

Noch hat die Erste Welt aber mehr Millionäre: Jeder zweite Reiche lebt immer noch in den USA, Deutschland oder Japan. Auch der überwiegende Teil des gemeinsamen Vermögens von 40,7 Billionen Dollar, das die knapp zehn Mio. Millionäre der Welt auf der hohen Kante haben, ist zum überwiegenden Teil in den Industriestaaten angelegt. Und: Die Reichen werden reicher. Die Vermögen der Millionäre sind 2007 mit 9,4 Prozent weltweit stärker gewachsen als die Zahl der Millionäre (plus 6,1 Prozent).

Die Autoren prognostizieren, dass der Trend der Kapitalbildung in den Schwellenländern anhalten werde. Bis 2012 sollen die Großvermögen weltweit jährlich im Schnitt um 7,7 Prozent wachsen. Klar unter diesem Wert werden Europa und Nordamerika liegen, klar darüber China, Indien & Co.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2008)

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