AUA: Halbjahr bringt massive Verluste

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Der prognostizierte Jahresverlust von 90 Mio. Euro dürfte schon jetzt eintreten. Der Absturz der Aktie drückt den Verkaufspreis. Im Herbst muss die AUA Langstreckenflüge – etwa nach Chicago – streichen.

wien. Vor knapp einem Monat schickte AUA-Boss Alfred Ötsch mit einer Gewinnwarnung die Aktie der Fluglinie auf Talfahrt. Das war aber nur ein milder Vorgeschmack angesichts des Kursrutsches der letzten Tage. Das AUA-Papier war nach massiven Abschlägen am Donnerstag nur 2,80 Euro wert – ein Fünftel des Vorjahreswerts. Ausgelöst wurde der Kursverfall nicht nur von Verkaufsempfehlungen von UBS und Goldman Sachs. In Finanzkreisen kursieren Gerüchte, dass die AUA den für das Gesamtjahr prognostizierten Verlust von bis zu 90 Mio. Euro allein bis Juli einfliegen könnte. Im ersten Halbjahr 2007 lag das Minus bei 8,6 Mio. Euro. Im ersten Quartal 2008 vervierfachte sich der Verlust auf 60,4 Mio. Euro.

Die Ursache für das schlechte Ergebnis, das Insidern zufolge wegen der Ausschöpfung bilanztechnischer Mittel (geringere Abschreibungen, Auflösung von Rückstellungen) bei der Veröffentlichung am 24. Juli nicht ganz so katastrophal aussehen könnte, ist in erster Linie der hohe Ölpreis. Da die AUA nur 20 Prozent ihres Kerosinbedarfs mittels Hedging abgesichert hat, ist sie gegenüber dem massiven Preisanstieg auf über 140 Dollar je Fass machtlos. Der Gewinnwarnung liegt ein Ölpreis von 130 Dollar zugrunde. Zudem hat die „Euro 08“ die an sich ertragsstarken Monate Mai und Juni verhagelt, weil Geschäftsreisende Österreich gemieden haben.

Für die ÖIAG wächst daher der Druck, den Verkauf der AUA an einen strategischen Partner so rasch wie möglich durchzuziehen:
• Die tiefroten Zahlen und der Kursverfall senken zwar den Kaufpreis, aber auch die Attraktivität der Fluglinie.
• Die UBS meint, dass bei einem anhaltend hohen Ölpreis die liquiden Mittel der AUA gegen Jahresende sehr eng werden könnten. UBS-Analyst Hugo Scott-Gall zufolge muss die AUA noch Ende 2008 frisches Kapital aufnehmen. Die Raiffeisen Centrobank ist etwas optimistischer. Ihre Berechnungen sehen die AUA auch bei einem Ölpreis von 150 Dollar je Fass bis Mitte 2009 auf der sicheren Seite. Unabdingbare Voraussetzung für diese Annahme: es dürfe keine höheren Abschreibungen und keine zusätzlichen Investitionen geben.
• Angesichts steigender Zinsen sei auch der Schuldenberg von knapp einer Mrd. Euro eine hohe Last, geben Banker zu bedenken.
• Der hohe Ölpreis macht auch andere Fluglinien zu Verkaufskandidaten – die AUA ist nicht mehr die einzige Braut am Markt.

Trotz heftiger Koalitionskämpfe muss daher die Regierung rasch den Privatisierungsauftrag erteilen. Der nächstmögliche Termin für den Ministerratsbeschluss ist der 6. August. Die ÖIAG braucht nämlich auch dann den Privatisierungsauftrag, wenn ein Kaufinteressent für die AUA über die Börse ein Übernahmeangebot stellt. Nur so kann sie ihr Aktienpaket in Höhe von 42,7 Prozent verkaufen.

Die Alternative – ein Einstieg eines Partners über eine Kapitalerhöhung – ist allein wegen des niedrigen Aktienkurs obsolet. Laut Aktiengesetz ist eine Kapitalerhöhung nämlich nicht möglich, wenn der Kurs unter dem Nominale liegt. Das Nominale beträgt drei Euro.

Aus für Chicago

AUA-Boss Alfred Ötsch dreht ungeachtet der Partnersuche massiv an der Kostenschraube. Wie andere Fluglinien plant die AUA im Winter eine drastische Kapazitätsreduktion. Vier bis fünf Flugzeuge sollen aus dem Verkehr gezogen werden, erfuhr die „Presse“ aus Konzernkreisen. Außerdem wird die Strecke Wien-Chicago, die erst vor einem Jahr wieder aufgenommen worden ist, eingestellt. Washington, Toronto und Tokio sollen am Prüfstand stehen, die Flüge nach New York werden ausgedünnt. Auch Riad und Jeddah, die ab August angeflogen werden sollten, sind jetzt nicht mehr fix.

AUF EINEN BLICK

Der exorbitant hohe Ölpreislässt das Halbjahresergebnis der AUA abstürzen. Der für das Gesamtjahr prognostizierte Verlust von 90 Mio. Euro dürfte schon bis Juli eingeflogen werden.

Die AUA-Aktie befindet sich seit Tagen im Sturzflug. Der niedrige Kurs drückt den Verkaufspreis und verhindert eine möglicherweise notwendige Kapitalerhöhung.

Im Winter ist Sparen angesagt: Langstreckenflüge wie Chicago werden gestrichen, bis zu fünf Flugzeuge aus dem Verkehr genommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2008)

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