Fußball-EM: Rekordauftrag für Do & Co

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"Presse"-exklusiv: Do & Co erhielt den Zuschlag für die Euro 2016. Der größte Auftrag der Geschichte des Cateringunternehmens soll 70 Millionen Euro zusätzlichen Umsatz bringen.

Wien/Paris. An Erfahrung und Routine mangelt es Attila Dogudan nicht: Schließlich hat sein Cateringunternehmen Do & Co schon bei drei Fußball-Europameisterschaften (Portugal, Österreich/Schweiz, Ukraine/Polen) und unzähligen anderen Großevents zigtausende Prominente bekocht. Der Auftrag für die Euro 2016, der Dienstagabend offiziell verkündet wurde, ist nicht nur wegen der Dimension etwas Besonderes: Do & Co ist damit der Sprung ins Gourmetparadies Frankreich gelungen. Und: „Wir haben uns endgültig an die Spitze der Premium-Sport-Caterer katapultiert“, sagt Dogudan zur "Presse".

Für das an den Börsen in Wien und Istanbul gelistete Unternehmen bedeutet die Euro 2016 den bisher größten Einzelauftrag – Dogudan geht von einem zusätzlichen Umsatz von bis zu 70 Mio. Euro aus. Weil das Turnier mit 51 statt 31 Spielen und 24 statt 16 Mannschaften deutlich größer als die bisherigen Meisterschaften ausfällt, werden sich in den zehn Stadien auch doppelt so viele VIPs tummeln. Dogudan rechnet mit 150.000 bis 200.000 VIP-Gästen.

Aber er weiß auch, dass sich ein österreichisches Unternehmen auf dem glatten französischen Parkett erst behaupten muss. „Wir stellen bei dieser Veranstaltung Frankreich in den Vordergrund“, sagt Dogudan zur "Presse". Deshalb werden auch die rund 50 Lieferanten und deren 7000 bis 8000 Mitarbeiter großteils aus Frankreich kommen. Aber nicht nur das: Als „Chef“ konnte niemand Geringerer als Joël Robuchon gewonnen werden. Der "Koch des Jahrhunderts" ist Michelin-Sterne-Rekordhalter. Seine Restaurants haben zusammen 18 Sterne.

So wie in der Formel 1 ist Do & Co auch bei der Fußball-Euro 2016 Generalunternehmer: Das Unternehmen, an dem Dogudan 41 Prozent hält, sorgt nicht nur für das leibliche Wohl, es ist für Aufbau, Infrastruktur, Logistik und Gästebetreuung verantwortlich.

Sprungbrett Hediard

Eine wesentliche Rolle in dem Match spielt die französische Traditionsfirma Hediard, die Do & Co Ende Juni aus der Insolvenz übernommen hat. Als Türöffner allein für die Euro will Dogudan den Delikatessen-Spezialisten aber nicht sehen. "Wir hätten Hediard auf jeden Fall gekauft, es hat dann einfach alles zusammengepasst", betont Dogudan.

Do & Co-Investment-Vorstand Haig Asenbauer ist nun Verwaltungsratspräsident von Hediard. Das Gebäude auf der Place de la Madeleine wird um rund zehn Mio. Euro umgebaut und renoviert. Insgesamt sollen in Frankreich bis zu 50 Mio. Euro investiert werden. Wie schon in anderen Ländern soll in Frankreich eine Großküche gebaut oder ein Caterer zugekauft werden. Dort sollen nicht nur tausende Menüs für Fluglinien gekocht werden, sondern immer öfter Essen für Sport- und andere Events.

Denn bei Airlines ist Do & Co zwar nach wie vor sehr gut im Geschäft – derzeit zählen 60 Gesellschaften wie auch die AUA zu den Kunden. Aber à la longue will Dogudan den Geschäftsschwerpunkt vom Airline-Business verschieben. Ein Grund ist der Sparkurs in der Luftfahrt. Ausgerechnet beim Catering zu sparen ist für Dogudan naturgemäß der falsche Weg. Im Schnitt entfallen nur vier Prozent des Umsatzes einer Airline auf das Catering. So nehmen sich Fluglinien ihr bestes Marketinginstrument, sagt Dogudan.

So wie schon Süßigkeiten der zum Do & Co-Reich gehörenden Hofzuckerbäckerei Demel weltweit vermarktet werden, sollen künftig auch Hediard-Produkte rund um den Globus verkauft werden. „Besser könnten wir unser Ziel, der Louis Vuitton des Essens zu werden, nicht umsetzen“, betont Dogudan.

Umsatzmilliarde in drei Jahren

Die Voraussetzungen, in drei Jahren die Umsatzmilliarde zu knacken, stehen jedenfalls gut: 25 Großküchen betreibt das Unternehmen weltweit, die 26. wurde vor Kurzem in Chicago eröffnet. Die USA, wo mit der Küche am New Yorker JFK-Flughafen 1998 alles – mit den entsprechenden Kinderkrankheiten – begann, steht derzeit im Fokus: Außer in Chicago sind weitere Standorte in Los Angeles, San Francisco und Washington geplant. In New York entsteht zudem ein Flughafenhotel. Weltweit beschäftigt Do & Co 7000 Mitarbeiter.
Parallel dazu gelang der erste Schritt in Asien mit einem Joint Venture in Südkorea. Auch die markenbewussten Südkoreaner sollen mit Demel-Torten und Hediard-Pasteten verwöhnt werden.

Auf einen Blick

Das Cateringunternehmen Do & Co hat den größten Auftrag der Firmengeschichte erhalten: Bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich 2016, der bisher größten Euro mit 24 Mannschaften, werden rund 200.000 VIP-Gäste bekocht. Do & Co erwartet sich dadurch bis zu 70 Mio. Euro zusätzlichen Umsatz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2014)

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