Subtext. Seit Moskaus Importstopp für Schweinefleisch sucht man neue Abnehmer für jene Teile, die einst die Russen gegessen haben.
Seit Moskaus Importstopp für heimisches Schweinefleisch Es war eine ganz besonders leckere Beilage, die man den Gästen aus Österreich diese Woche in China serviert hat. Auf den Tellern der Delegation, der unter anderem Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter angehörten, fanden sich panierte Entenfüße.
Nicht alle Österreicher sollen ihren Teller leer gegessen haben. Ob Rupprechter es getan hat, ist nicht überliefert. Aber eigentlich hätte er müssen. Schon des guten Beispiels wegen. Denn wenn es nach ihm ginge, sollten auf dem Speiseplan in China bald schon österreichische Schweineschwänze, Schweinefüße und auch Schweineschnauzen stehen.
Österreichs Schweinebauern werden dem ÖVP-Politiker für seinen Einsatz (und seinen harten Magen) nicht undankbar sein. Denn die Schwänze, Füße und Schnauzen ihrer Schweine werden die Bauern in Österreich nicht los. Und das erklärt auch das Paradoxon, dass die heimischen Schweinebauern über zu wenig Abnehmer klagen und gleichzeitig die heimische Fleischwirtschaft über zu wenig Schweine klagt.
Die Österreicher essen Schwein nämlich in erster Linie in Form von Schnitzel und Speck. Den Rest, den man hierzulande nicht unbedingt als Mittagessen haben will, konnte man früher den Russen verkaufen. Fettiges Bauchfleisch etwa, für das man wirklich viel Wodka zum Runterspülen braucht. Seit den russischen Sanktionen als Antwort auf die EU-Sanktionen finden die heimischen Produzenten dafür kaum noch Abnehmer. Welche Konsequenzen das wiederum für die Trinkfestigkeit der Russen hat, bleibt einmal dahingestellt.
Um enorme Summen geht es bei dem Embargo Russlands zwar nicht – die Schweinefleischexporte haben pro Jahr 23 Mio. Euro ausgemacht –, trotzdem: Die Bauern klagen, und Rupprechter hört. Von seinem China-Ausflug bringt der Minister die Zusage der Veterinärbehörde in Peking mit, den Import von österreichischem Schweinefleisch zu erlauben.
Während also die Chinesen gute Schweineschwänze bekommen, dürfen sich Südkoreaner bald an Speck erfreuen. In dieses Land durfte Österreich bisher nur ähnliche Leckereien wie für China liefern (die Exporte nach Südkorea belaufen sich auf etwa 25 Millionen Euro pro Jahr). Jetzt soll es einen Durchbruch gegeben haben, Südkorea werde sich als neuer Markt für verarbeitetes Schweinefleisch aus Österreich öffnen. Es wird also Wurst und Speck geben, der unter anderem vom Tiroler Anbieter Handl kommt. Dessen Exportspeck wird übrigens vornehmlich aus Schweinen aus Deutschland und Dänemark gemacht.
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