Die Zeiten mit anhaltend hohen Wachstumsraten sind vorerst wohl vorbei, so der Notenbankchef. Die Politik müsse sich darauf vorbereiten.
Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny geht nicht davon aus, dass schon bald wieder Zeiten kommen, in denen längerfristig mit Wachstumsraten von drei und vier Prozent gerechnet werden kann. Am Montagabend in Wien verwies das EZB-Ratsmitglied auf das drohende "japanische Szenario" mit längerfristiger Stagnation. Wann es für die Wirtschaft in Europa und Österreich wieder zu "normalen Zeiten" kommen werde, "ist nicht exakt voraussehbar", meinte Nowotny bei einer Veranstaltung des Österreichischen Wirtschaftsmuseums auf eine Frage aus dem Publikum.
"Saufen müssen die Pferde selber"
Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) gesetzten jüngsten Maßnahmen seien notwendige, aber nicht hinreichende Maßnahmen für den Wirtschaftsaufschwung. "Man kann die Pferde zur Tränke führen, aber saufen müssen sie selber", wandelte Nowotny einen berühmten Ausspruch des Ökonomen John Maynard Keynes ab.
Derzeit gebe es zwei mögliche Szenarien: Das eine sei der "normale" durch Auf- und Abschwünge gekennzeichnete insgesamt aber positive Wirtschaftsverlauf, das andere das "japanische" Szenario, wo es - wie in Japan schon seit 20 Jahren - niedriges Wachstum und niedrige Inflation und damit de facto eine längerfristige Stagnation gebe.
"Es ist unser Bemühen, dieses Szenario zu vermeiden", sagte Nowotny. Er müsse aber ehrlich sagen, dass das etwas sei, "was diskutiert wird, und wo wir inzwischen schon durchaus in einer längeren Phase des niedrigen Wachstums sind".
Jugendarbeitslosigkeit vermeiden
Die größte Herausforderung der Wirtschaftspolitik sei es, höhere Arbeitslosigkeitsraten zu vermeiden – vor allem bei den Jungen. "Denn die größte Gefahr - ökonomisch wie auch politisch - sehe ich in einer lang anhaltender Arbeitslosigkeit von jungen Menschen. Das ist glaube ich die größte Herausforderung, vor der wir stehen", meinte Nowotny.
(APA)