Finanzspritze: Krise um Hypo Kärnten spitzt sich zu

(c) APA (Gert Eggenberger)
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Die Hypo Alpe Adria entwickelt sich zum Millionengrab. Morgen soll für die sechstgrößte Bank Österreichs eine große Kapitalerhöhung beschlossen werden. Das Land Kärnten will aber nicht mitziehen.

München/Klagenfurt. Im Sommer 2007 war in Kärnten die Welt noch in Ordnung: Damals übernahm die Bayerische Landesbank (BayernLB) vom Land Kärnten für 1,65 Mrd. Euro die Mehrheit an der Hypo Alpe Adria. Er übergebe ein gesundes Institut, versicherte Landeshauptmann Jörg Haider. Die Deutschen glaubten ihm und akzeptierten einen Passus im Kaufvertrag, wonach das Land nicht für Altlasten aus der Vergangenheit aufkommen muss. Seitdem entwickelt sich die Hypo zum Fass ohne Boden. Schon Ende 2007 mussten die neuen Eigentümer im Zug einer Kapitalerhöhung 400 Mio. Euro nachschießen. Nun werden noch einmal bis zu zwei Mrd. Euro benötigt, um das Eigenkapital aufzubessern. Die Finanzspritze soll morgen bei einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen werden.

Dem Vernehmen nach hat die Hypo noch immer überdurchschnittlich riskante Finanzprodukte in ihren Büchern. Hinzu kommen erhöhte Risikovorsorgen aus dem Osteuropageschäft. Das Kärntner Kreditinstitut ist mit einer Bilanzsumme von 38 Mrd. Euro und 7000 Mitarbeitern die sechstgrößte Bank Österreichs. Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit liegt jedoch am Balkan, wo die Risken zuletzt stark gestiegen sind.

Debatten über Verkauf

Aktuell gehört die Bank zu 57,49 Prozent der BayernLB, die Grazer Wechselseitige Versicherung ist mit 26,45 Prozent beteiligt. Den Rest hält die Kärntner Landesholding. Die Eigentümer wollen oder können jetzt nur 700 Mio. Euro einbringen. Rund 1,2 bis 1,3 Mrd. Euro dürfte sich Hypo-Chef Tilo Berlin vom österreichischen Staat holen. Damit würde die Kernkapitalquote von derzeit mageren 5,5 Prozent auf neun bis zehn Prozent steigen, heißt es. Ob die Staatsbeteiligung in Form eines direkten Einstiegs oder über das Modell von Partizipationsscheinen (PS) erfolgen wird, will Berlin vor der Hauptversammlung nicht sagen. Die Indizien sprechen eher für das PS-Modell, bei dem der Staat kein Mitspracherecht haben wird.

Für die BayernLB ist das Ganze ein schlechtes Geschäft. Denn die Kärntner müssen künftig den Großteil ihrer Gewinne nicht nach München, sondern dem Staat überweisen. Und in fünf Jahren soll die Milliardenhilfe zurückbezahlt werden. Ob die Bayern dann das Geld haben werden? Experten vermuten, dass sich die BayernLB daher über kurz oder lang von der Hypo trennen wird. Entsprechende Gerüchte wurden in den vergangenen Wochen immer wieder dementiert. Am Sonntag hieß es dazu von der BayernLB: „Kein Kommentar.“

In Bayern fordern Oppositionspolitiker, dass ein Verkauf der Hypo geprüft wird. „Unsere Landesbank ist im Ausland zu hohe Risken eingegangen“, meinen Bayerns Sozialdemokraten. Aktuell würde ein Ausstieg aber wenig Sinn machen. Insider vermuten, dass die Bayern die Kärntner Tochter einmal sanieren und mit der Käufersuche abwarten, bis die Finanzkrise vorbei ist.

Mehr Konzentration auf Bayern

Die BayernLB ist selbst schwer angeschlagen und muss mit Finanzspritzen und Garantien von mehr als 30 Mrd. Euro abgesichert werden. Bayerns Finanzminister und BayernLB-Aufsichtsratschef Georg Fahrenschon sagte am Wochenende nach einer Krisensitzung, die Bank werde „ihr internationales Engagement in hohem Maße abbauen“.

Man werde sich künftig auf das „Kerngeschäft Mittelstand und das optimale Zusammenspiel mit den bayerischen Sparkassen“ konzentrieren. Im Rahmen eines Sparkurses soll nun massiv Personal abgebaut werden. Details dazu werden heute bekannt gegeben. Die BayernLB beschäftigt weltweit 20.000 Mitarbeiter. Größte Auslandsbeteiligung ist die Kärntner Tochter mit 7000 Leuten.

Das Land Kärnten wird für die Hypo übrigens kein Geld mehr in die Hand nehmen. Dem Vernehmen nach haben die Landespolitiker der BayernLB schon signalisiert, dass sie bei der Kapitalerhöhung nicht mitziehen werden.

AUF EINEN BLICK

Die Hypo Alpe Adria benötigt im Zuge der Finanzkrise bis zu zwei Mrd. Euro. Mehrheitseigentümer ist die Bayerische Landesbank. In Deutschland häufen sich die Stimmen, die einen Verkauf der Kärntner Tochter fordern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2008)

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