Kinder-Erlebniswelt "Minopolis" wird zugesperrt

Minopolis
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Das Unternehmer-Duo Soravia scheiterte an den Sponsoren und will "Geld in Osteuropa investieren". Die 70 Mitarbeiter von "Minopolis" wurden beim Frühwarnsystem des AMS angemeldet.

Wien. Die Brüder Hanno und Erwin Soravia sind ein Unternehmerpaar, das man getrost als erfolgsverwöhnt bezeichnen darf: Ob Immobilienprojekte in Osteuropa, das Geschäft mit Werbeplakaten, die Beteiligung am Wiener Auktionshaus Dorotheum - stets scheinen die Brüder ein goldenes Händchen für Investments aller Art zu haben. Umso ungewöhnlicher war daher der Schritt, der gestern gesetzt werden musste: Die Soravias haben die 70 Mitarbeiter ihrer Wiener Kinder-Erlebniswelt „Minopolis" beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarkt-Service (AMS) angemeldet. Das „Minopolis" soll nämlich Ende Februar zugesperrt werden.

„Wir haben Probleme, neue Sponsoren zu finden", erklärte Hanno Soravia gestern der „Presse" - offenbar werde bei den Unternehmen in Zeiten wie diesen gerade bei solchen Projekten der Sparstift angesetzt. Sponsoren seien aber für das „Minopolis" unerlässlich: Die 6000 Quadratmeter große „Stadt der Kinder" bietet derzeit 25 von verschiedenen Firmen gesponserte Themenstationen - dort können Kinder die unterschiedlichsten Berufe ausüben. 80.000 bis 100.000 Euro kostet so eine Station jeden Sponsor im Jahr. Fällt dieses Geld weg - beziehungsweise: kommen keine neuen Sponsoren dazu -, dann „kippt" das Unternehmenskonzept.

Hoffen auf Gemeinde Wien

„Wir sind nicht mehr bereit, bis zu eine Million Euro jährlich in Minopolis zu stecken", betont Soravia. Wiewohl er durchblicken lässt, dass er im Falle einer finanziellen Unterstützung durch die Gemeinde Wien - eventuell mittels Zuschuss für einen Freizeitbetrieb - die Schließungspläne überdenken würde.

Das „Minopolis" wurde vor drei Jahren im Cineplexx-Palace an der Wiener Reichsbrücke eröffnet. 250.000 Besucher gibt es dort - so Soravia - jedes Jahr, den Jahresumsatz beziffert er mit 3,5 Mio. Euro. Bis vor kurzem waren die Investoren mit dem „Minopolis" offenbar noch so zufrieden, dass Expansionspläne für Russland und Bahrain gewälzt wurden.

Davon ist jetzt keine Rede mehr - das gesamte „Minopolis"-Projekt wird zu Grabe getragen. Dass die Erlebniswelt in den ersten beiden Jahren Verluste gemacht hat, sei einkalkuliert worden, sagt Soravia. Bei ihren Investments gelte aber die Grundregel, dass im dritten Jahr Gewinne abgeworfen werden müssen - was bei „Minopolis" nicht der Fall gewesen sei.

„Da investiere ich mein Geld lieber in Osteuropa", betont Soravia. Und das tut er denn auch: Die Gruppe hat soeben ein Investitionsprogramm im Umfang von 35 bis 40 Mio. Euro in der Ost-Slowakei beschlossen: „Wir werden dort ab dem kommenden Frühjahr Fachmärkte errichten", erklärt Soravia.

Weiters ist ein großes Tourismus-Projekt in Albanien geplant: Die Soravia-Gruppe kauft eine 200 Hektar große Restitutions-Liegenschaft - einen Strand - in Albanien. In den nächsten zehn Jahren sollen dort mit internationalen Partnern Hotels, Appartements und Villen errichtet werden. Soravia: „Das wird so groß wie Jesolo."

Weltbank mit im Boot

Immobilien-Projekte dieser Art sind das eigentliche Geschäftsfeld der Brüder Soravia, die mittlerweile seit 17 Jahren als Unternehmer umtriebig sind. In Österreich macht das Projektvolumen der Immobilien-Gruppe 375 Mio. Euro aus. In Russland, Serbien, der Ukraine, der Slowakei, Albanien, Estland, Bulgarien, Rumänien und Mazedonien beträgt das Projektvolumen 960 Mio. Euro.

Seit Mai dieses Jahres ist die Weltbank-Tochter IFC an der Soravia-Immobiliengruppe beteiligt. Sie will den Ausbau der Infrastruktur in Osteuropa mit Kapital unterstützen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2008)

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