Zweitgrößte Insolvenz 2008: Ausgleich bei Eybl

Symbolfoto: Eybl-Mitarbeiter in Krems
Symbolfoto: Eybl-Mitarbeiter in Krems(c) EPA (Eybl International Ag/ho)
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Der österreichische Automobil-Innenausstatter und größtes heimisches Textilunternehmen ist mit 88,6 Millionen Euro überschuldet. Eybl produziert in fünf Ländern und beschäftigt 4100 Mitarbeiter.

Der vor zehn Tagen angekündigte Ausgleich des größten österreichischen Textilunternehmens Eybl ist seit Montag fix: Die Autokrise und das vorläufige Platzen des Einstiegs eines ausländischen Investors hat den niederösterreichischen Autozulieferkonzern vor den Insolvenzrichter gebracht. Heute musste der angekündigte Ausgleich über die finanziell angeschlagene börsenotierte Eybl International AG und die Tochter Eybl Austria GesmbH angemeldet werden. Es wird erwartet, dass das Landesgericht Krems die Verfahren sehr schnell eröffnet. Es ist die zweitgrößte österreichische Insolvenz des Jahres 2008 und die mit Abstand größte im Bundesland Niederösterreich. Angeführt wird die heurige Statistik von der Immobiliengruppe Stade (123 Mio. Euro).

Am 19. Dezember hatte Eybl bekannt gegeben, dass man Ausgleich beantragen und 600 österreichische Mitarbeiter beim AMS vorsorglich zur Kündigung anmelden werde. Zu diesem Zeitpunkt waren Gespräche mit einem slowenischen Investor gescheitert. Der Aktienkurs sank seither auf 0,20 Euro.

Überschuldung von 88,6 Millionen

Erste Angaben zur Dimension dieses Insolvenzfalles lieferte der Kreditschutzverband (KSV 1870): Die Insolvenzschulden liegen bei 115 Mio. Euro. Weil in den betroffenen Firmen Aktiva von 26,4 Mio. Euro vorhanden sind, beläuft sich die Überschuldung auf 88,6 Mio. Euro - davon 19,7 Mio. Euro bei Eybl International und 68,9 Mio. Euro bei der Eybl Austria.

Eybl Austria beschäftigt laut Creditreform an den Standorten in Krems 342 und in Gmünd 63 Dienstnehmer, 80 sind es bei der Holding Eybl International. Eybl produziert in fünf Ländern und beschäftigt insgesamt 4100 Mitarbeiter. Nach KSV-Angaben von heute, Montag, sind rund 300 Gläubiger betroffen.

Verfahren soll rasch eröffnet werden

Alexander Klikovits vom KSV rechnet mit einer raschen Verfahrenseröffnung. In diesen Zeiten müsse man schon "froh" sein, wenn ein Unternehmen einen geordneten Ausgleich eröffne und nicht Konkurs. Man werde sich alle Konzepte genau ansehen. Allerdings, so Klikovits, auch die näheren Umstände des im Juni erfolgten "stillen Ausgleichs", der schon einmal eine Teilentschuldung gebracht hat. Das Unternehmen hatte für das Geschäftsjahr 2007/08 einen Rekordverlust von 45,9 Millionen Euro gemeldet und war im Juni, noch vor Beginn der Automobilkrise, durch ein Entschuldungsprogramm gerettet worden. Nun wurde Eybl International von der Autokrise voll erwischt, beliefert die Gruppe doch neun der zehn größten Autokonzerne der Welt.

"Veritable Chance auf Sanierung"

Von angeblichen Plänen, wonach der Kremser Autozulieferer seine Werke in Ungarn und Rumänien verkaufen wolle, um Geld in die leeren Firmenkassen hereinzubekommen, hat der KSV-Experte bisher auch nur aus den Medien gehört. Etwas Verwunderung käme da auch bei den Gläubigerschützern auf, zumal "alle anderen in den Osten drängen". Man warte auf alle plausiblen Sanierungs- und Fortführungs-Konzepte. Im jetzigen Ausgleich sehen die Gläubigerschützer jedenfalls eine "veritable Chance" für eine Sanierung.

Angeboten sind bisher Ausgleichsquoten von jeweils 40 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme.

(APA/Red.)

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