Firmenpensionen: Ein Großteil gekürzt

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2008 war schlimmstes Jahr für die Pensionskassen seit ihrer Einführung. Zwei Drittel der Pensionen werden gekürzt. In welchem Ausmaß, wird noch von den einzelnen Kassen berechnet.

Wien (b.l.). 560.000 Österreicher haben Anspruch auf eine Firmenpension aus einer Pensionskasse. Dabei zahlt der Arbeitgeber regelmäßig ein, die Arbeitnehmer erhalten später eine Zusatzpension. 63.000 Personen beziehen bereits eine solche. Sie müssen sich heuer auf drastische Kürzungen einstellen. Denn die Pensionskassen haben im Vorjahr ein Veranlagungsergebnis von minus 13,1 Prozent erzielt. Das ist das schlechteste Ergebnis seit der Einführung der Pensionskassen 1991. Das endgültige Ergebnis wird von der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB) im Februar veröffentlicht.

13 Prozent weniger Pension

Zwei Drittel der Pensionen werden gekürzt. In welchem Ausmaß, wird noch von den einzelnen Kassen berechnet. Im Einzelfall hängt das nicht nur von der Performance, sondern auch von anderen Faktoren wie der Höhe der Schwankungsrückstellung, der im Vertrag festgelegten Performance-Erwartung und der Veränderung der Lebenserwartung ab.

Im Schnitt dürften die Kürzungen 13 Prozent betragen, schätzt Fritz Janda, Geschäftsführer des Fachverbandes der Pensionskassen. Manche Pensionisten dürften aber deutlich stärker betroffen sein: Ende der Neunzigerjahre waren viele Verträge abgeschlossen worden, bei denen man von einer unrealistisch hohen Performance-Erwartung (über sieben Prozent pro Jahr) ausging. Seit ihrem Bestehen schafften die Pensionskassen aber nur durchschnittlich 5,73 Prozent pro Jahr, im Schnitt der vergangenen fünf Jahre 2,62 Prozent. Die Arbeiterkammer fordert einmal mehr eine Mindestverzinsung „zu einem fairen Preis“.

Die Finanzkrise ging auch an anderen Ländern nicht spurlos vorbei: Irische Pensionskassen verloren im Vorjahr 34,8 Prozent, der Leitfonds des schwedischen Pensionssystems 36,2 Prozent.

Zu hohe Erwartungen

Nicht von Kürzungen betroffen sind jene 20 bis 25 Prozent der österreichischen Firmenpensionisten, die eine Leistungszusage ihres Arbeitgebers haben: Dieser muss jetzt Geld nachschießen.

Im Schnitt betragen Zusatzpensionen 490 Euro pro Monat. Die Unterschiede sind jedoch beträchtlich. Lange Zeit waren Zusatzpensionen ein Zuckerl für Führungskräfte (meist im Finanzsektor), um sie an die Firma zu binden: Das Unternehmen versprach, die Differenz zwischen der ASVG-Pension und dem früheren Einkommen deutlich zu verringern, wenn sie bis zum Pensionsantritt im Betrieb blieben. Die Ansprüche wurden später in Pensionskassen übertragen und sind nun öfter von starken Kürzungen betroffen: je nach Sichtweise, weil sie zu hoch angesetzt waren, weil der Arbeitgeber zu wenig einbezahlt oder die Pensionskasse einen zu schlechten Ertrag erzielt hatte.

In den vergangenen Jahren setzte man die Ertragserwartungen meist vorsichtiger an. Im Vorjahr wurden freilich nicht einmal diese erfüllt. Inzwischen ist es auch üblich geworden, nicht nur Führungskräfte, sondern alle Mitarbeiter eines Unternehmens in das Pensionskassensystem einzubeziehen. Jeder fünfte Erwerbstätige hat einen solchen Anspruch. Insgesamt verwalten die Pensionskassen 11,5 Mrd. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2009)

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