Porr: "Weiter intelligent wachsen"

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Die Porr-Aktionäre haben heute die Abspaltung der Immobiliensparte Piag abgesegnet. Wie es mit ihr und dem Baukonzern Porr weitergeht, erklärt Porr-Chef Karl-Heinz Strauss im Interview.

Die Presse: Was war denn das Hauptmotiv, den Immo-Bereich abzuspalten? Der Porr die Schuldenlast zu nehmen und das Rating zu erhöhen?

Karl-Heinz Strauss: Es hat immer ein Konzept gegeben, die Porr als Baukonzern zu stärken, nicht betriebsrelevante Immobilien abzubauen und Schulden zu reduzieren. Wir hätten das auch ohne Abspaltung geschafft. Aber wir hätten dann immer noch eine Nichtmehrheitsbeteiligung an der UBM gehabt. Durch die Gelegenheit, im Sommer die Mehrheit an der UBM zu übernehmen, ergab sich das Modell: Aus eins und eins mach drei. Nun schaffen wir einen reinen Developer europäischen Formates. So was gibt es derzeit nicht.

Sie schaffen also reinere Strukturen, weg von Mischvarianten. War die heurige Abspaltung der Buwog ein zusätzlicher Anstoß?

Wir haben durch Buwog gelernt, sichere Systeme zu machen. Der Unterschied ist, dass wir es in zwei Schritten machen – anders wäre es vom Kapitalmarkt und von rechtlicher Sicht riskanter gewesen. Anfang Dezember wird die Piag an der Börse notiert und dann Mitte Februar mit der UBM fusioniert.

Die Porr-Aktie sollte beflügelt werden. Aber die Piag-Aktie, die jeder Aktionär zusätzlich zu einer Porr-Aktie erhält, wird wohl unter Druck kommen.

Anfänglich ja, weil viele institutionelle Aktionäre sagen, sie dürfen zwar an einer Bau-, nicht aber einer Immobilienfirma beteiligt sein. Einige werden also verkaufen. Aber unser Syndikat (Strauss-Ortner) und andere Mitstreiter haben zugesagt, Piag-Aktien aufzukaufen.

Ein Sinn der neuen Struktur besteht ja darin, Doppelgleisigkeiten zu vermeiden. Jobs werden auch abgebaut?

Im Gegenteil. Wir gehen ja in liquide Märkte. Gerade in unseren Heimmärkten– Deutschland, Österreich, Schweiz, Tschechien und Polen– gibt es großes Investoreninteresse an Immobilien.

Wie geht es mit der Porr weiter?

Wir haben immer gesagt, die Porr will weiter intelligent wachsen. Und haben eben auch Märkte wie Katar begonnen, die sehr gut laufen und wo überpünktlich gezahlt wird. Aber wir sind vorsichtig und sagen, dass die Betriebsleistung in den arabischen Staaten nie mehr als zehn Prozent der gesamten Betriebsleistung ausmachen soll. Jetzt liegen wir bei fünf Prozent.

Der Rückzug aus Osteuropa ist abgeschlossen?

Ja. Aber er ist nicht endgültig. Wir haben ja gesagt, wir wollen in jenen Märkten bleiben, die eine bestimmte Größe haben, in denen Finanzierungen europaweit geklärt sind und wo die Porr auch eine führende Rolle spielen kann. In Rumänien sind wir geblieben. Die Slowakei ist mit Großprojekten im Straßenbau attraktiv. Serbien auch.

Was macht den arabischen Raum attraktiv?

Katar ist ein stark wachsendes Land, hat die größte US-Militärbasis als Stabilitätsfaktor, Bedarf an Infrastruktur, die auch gebaut wird und für die auch Geld da ist.

Und wie gehen Sie dort mit der Sicherheitsfrage um?

Wir bauen auf lokale Partner. Für die „Green Line“ der U-Bahn haben wir als zweiten Partner die größte Baufirma im Nahen Osten, die Saudi Bin Laden Group aus Saudiarabien, mit 35 Prozent hinzugenommen. Katar ist sicherheitspolitisch kein Problem. Dass wir eventuell nach Saudiarabien gehen, hat damit zu tun, dass wir im Tunnelbau die Expertise haben, die der Bin Laden Group fehlt. Für Mekka etwa sind wir im Gespräch.

Anfang September sagte die EU-Kommission, dass Europas Baubranche heuer erstmals seit Jahren wieder wächst. In Österreich hört man indes nur von Rückgängen und weniger öffentlichen Aufträgen. Was ist der Fall?

Ich kann nicht für die gesamte Baubranche sprechen.

Entschuldigung, wer denn dann?

Die Branche ist sicher hart umkämpft. 2014 und Anfang 2015 sind die Auswirkungen der Alpine-Pleite wirksam. Es wurden viele Alpine-Mitarbeiter übernommen, die ja 2013 noch mit dem Fertigstellen der Alpine-Aufträge beschäftigt waren. Ich sehe keine Tendenzen, dass der Baumarkt in Österreich schrumpft, auch wenn er nicht sehr stark wächst. Auch für 2015 sehe ich keine Stagnation. Die Porr ist voll ausgelastet.

Hört man Ihnen zu, erscheint alles eitel Wonne.

Nein. Aber ich glaube nicht, dass die Wirtschaft dauerhaft nach unten geht. Man kann nicht sagen, eine ganze Branche funktioniert nicht. Schauen Sie auf die Autoindustrie: Die Franzosen funktionieren nicht, die Deutschen kommen mit der Produktion nicht nach. Für uns sehen wir die Möglichkeit, in Deutschland weiter nach vorne zu kommen. In Polen hat eben das große Infrastrukturfinanzierungsprogramm begonnen. Tschechien wächst stark.

Es gibt kaum einen Manager, der die österreichische Regierung nicht verbal vernichtet. Sie aber sagen, die Regierung hätte von 2009 an einen guten Job gemacht. Warum?

Sie hat die Wirtschaft gut durch die Krise gebracht. Und selten war ein neues Team wie das jetzige so prädestiniert, Reformen weiterzubringen. Ich gebe ihnen Vorschusslorbeeren – bei der Bildungspolitik, der Verwaltungsreform.

Warum sollten es neue Leute aus den alten Strukturen schaffen?

Sie wissen, dass es ihre letzte Chance ist, um bei der nächsten Wahl nicht dramatisch abgestraft zu werden.

Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?

In der Steuerreform und der Bildungspolitik. Wir bekommen täglich Jugendliche, die nicht schreiben können und keinen geraden Satz herausbringen. Die Auswahl der Lehrlinge wird schwieriger.

ZUR PERSON

Karl-Heinz Strauss (53) ist seit 2010 Generaldirektor des Baukonzerns Porr AG. In der jetzt abgespalteten Piag Immobilien AG bündelt er alle nicht betriebsnotwendigen Immobilien, die Beteiligung an Strauss & Partner mit den Immobilien-Projektgesellschaften und die Beteiligung am Immobilienentwickler UBM. An die Börse kommt die Piag im Dezember und wird Anfang 2015 mit der UBM fusioniert. Porr selbst wird dadurch zum reinen Baukonzern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2014)

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