Bauern zeigen Zielpunkt wegen "Milch-Schleuderaktion" an

Frische Milch wird in ein Glas geleert
Frische Milch wird in ein Glas geleertErwin Wodicka - BilderBox.com
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Zielpunkt verkauft Haltbarmilch um 54 Cent. Es ist bereits der zweite Diskonter, gegen den der Bauernbund vorgeht.

Wieder geht es um ein Milch-Lockangebot im Handel, wieder erstattet der ÖVP-Bauernbund eine Anzeige bei der BWB, hieß es am Donnerstag zur APA. Diesmal trifft der Zorn der Bauern die Kette Zielpunkt. Denn diese verkauft an zwei Tagen dieser Woche Haltbarmilch von Schärdinger um 54 Cent. Die Molkereien zahlten ihren bäuerlichen Lieferanten zuletzt 38,91 Cent netto je Kilo (brutto 43,58 Cent). Der Bauernbund hatte auch die Diskontkette Penny von Rewe Mitte September wegen eines ähnlichen "Milch-Schleuderpreises" bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) angezeigt. "Diese Mal muss H-Milch als stark rabattierter Lockartikel herhalten", kritisierte Bauernbund-Direktor Johannes Abentung. Ein wertvolles Lebensmittel werde "verschleudert". Der Bauernbund schaue nicht zu, "wie Qualitätslebensmittel als Lockartikel missbraucht werden".

Die Bauern fürchten wegen der "Schleuderaktion" einen "Dominoeffekt". Der Milcheinstandspreis liege weit über dem Angebotspreis.

Der aktuelle "Milch-Dumpingpreis" bei Zielpunkt, wie ihn der Bauernbund bezeichnet, kann tatsächlich als überraschend bezeichnet werden, schaut man sich eine Aussendung von Zielpunkt im Rahmen der Anzeige gegen Penny im September an. Damals teilte die Handelsgruppe Pfeiffer mit, dass Lebensmittelwertigkeit ein "wesentliches Thema" sei und dass jedes Glied der Wertschöpfungskette ihr Geld verdienen können müsse. Die Kritik richtete sich gegen 1+1-Gratisangebote wie damals von Penny, die Frischmilch betroffen hatten. Jedenfalls habe Pfeiffer - zur Gruppe gehören neben Zielpunkt auch Unimarkt, Nah& Frisch sowie C+C Pfeiffer - 1+1 Gratis-Angebote im Frischebereich verbannt, wurde betont. Begründung: "Als Handelsunternehmen tragen wir Verantwortung."

Pfeiffer: "Haben gute Beziehungen zu Bauern"

Weiters hieß es von Pfeiffer im Zusammenhang der Bauernbundanzeige gegen Penny bei der BWB Mitte September, dass der Geschäftsführer der Pfeiffer Handelsgruppe, Erich Schönleitner, die "Kommunikation des Mehrwertes von landwirtschaftlichen Produkten aus Österreich als gemeinsame Aufgabe der Partner Handel, Produzenten sowie Bauern sieht". Und dies wiederum setze "eine entsprechende Preisgestaltung" voraus. "Wir haben gute Beziehungen zur Bauernschaft und den Lieferanten, werden diese intensivieren und langfristig stärken."

Vom Bauernbund hieß es, nun werde eine "Preis-Wert-Sicherheit"-Arbeitsgruppe eingerichtet. Dort sollen die Direktoren der Landesbauernbünde sitzen und ein Monitoring des Lebensmitteleinzelhandels und dessen Preispolitik durchführen. Dabei werde man das Augenmerk im besonderen auch auf Fleisch-Rabatte legen.

Zielpunkt bezeichnet Anzeige als "überzogen"

Zielpunkt hat die Anzeige als "überzogen" bezeichnet. Es handle sich beim 54-Cent-Angebot für einen Liter Haltbarmilch "um einen Aktionspreis" und nicht um einen branchenüblichen Preis.

Außerdem handle es sich um ein Produkt mit langer Haltbarkeit, nicht um ein frisches Produkt, so Zielpunkt-Geschäftsführer Roland Malli. Aktionspreise für H-Milch seien "nichts Außergewöhnliches". Solche Angebote mit Haltbarprodukten hätten in den vergangenen Monaten alle Ketten gehabt - "in ähnlicher bzw. identer Preisstellung". 1+1-Gratis-Angebote im Frischebereich seien aus der gesamten Pfeiffer-Gruppe, zu der Zielpunkt gehört, aus den Regalen verbannt, erinnerte Malli.

Frisch- und Haltbarmilch seien nicht miteinander vergleichbar, argumentierte Malli weiter. "Die Kosten der aktuellen Aktion tragen wir, sie geht nicht zulasten der Bauern." Also werde Zielpunkt "auch weiterhin wettbewerbsfähige Angebote" bringen, aber auf Mehrpackaktivitäten im Frischebereich verzichten.

(APA)

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