Tourismus: Die „Lokomotive“ legt einen kurzen Stopp ein

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Das Wifo prognostiziert dem Tourismus einen Umsatzrückgang um drei Prozent. Aber die Flaute werde nicht lange dauern, im Vorjahr war das Geschäft mit den Urlaubern erfolgreich.

WIEN (cim). Noch nennen heimische Touristiker ihre Branche gerne „Konjunktur-Lok“ oder „Job-Motor“. Nach einem guten Jahr 2008 wird der Fremdenverkehr heuer aber an Umsatz einbüßen. Das Wifo erwartet, dass die Branche 2009 real um knapp drei Prozent weniger einnehmen wird (nicht um die Inflation bereinigt sind das minus 1,3 Prozent).

Im Vorjahr war das Geschäft mit den Urlaubern erfolgreich: Der Umsatz wurde nominell um sechs Prozent gesteigert, damit hat Österreich anderen Ländern Marktanteile weggenommen. Aber ab dem Spätwinter, prognostiziert Tourismusforscher Egon Smeral, werde der Rückgang der internationalen Gäste auf den Pisten und in den Hotels spürbar. Österreich stehe aber dank der Wettbewerbsvorteile im Wintersport, bei Kultur und Wellness besser da als andere Länder. „Der Tourismus wird, ähnlich wie 2008, Marktanteile gewinnen, wenn auch auf schrumpfenden Märkten“, so der Forscher. 2010 erwartet das Wifo eine Stagnation der realen Einnahmen.

Schwankende Prognose

An der Prognose kann sich aber noch allerhand ändern, das gibt auch das Wifo zu bedenken: Verschärft sich der BIP-Rückgang in der Eurozone um einen Prozentpunkt und nimmt zugleich der Indikator für Auslands-Reisegewohnheiten um ein Prozent ab, würde das die internationale Tourismus-Nachfrage in Europa um weitere drei Prozentpunkte drücken. „Ein stärkerer Rückgang kann für Österreich nicht ausgeschlossen werden“, heißt es. Die Nachfrage nach Reisen im Inland werde heuer weiter um ein Prozent zurückgehen.

Schon 2008 sind die Österreicher statistisch gesehen um 1,6 Prozent weniger gereist. Allerdings leidet die Reiselust hierzulande vergleichsweise schwach. Denn die Krise habe Österreich schwächer getroffen als andere Länder, dazu kommen der Rückgang der Inflation und die hohen Lohnabschlüsse. Außerdem reist man in schweren Zeiten weniger weit, daher werde sich die Inlandsnachfrage schon 2010 wieder erholen (plus 1,5 Prozent). Den Touristikern rät das Wifo nun, in die Werbung zu investieren. In Krisenzeiten fordern die Urlauber eher Pauschalangebote und klare Preise, darauf sollte man reagieren, die Preise allerdings nicht zu stark drücken.

Jeder zweite Wirt ist Optimist

In der Gastronomie herrsche hingegen noch Optimismus, meint der Obmann des Fachverbandes der Gastronomie der Wirtschaftskammer, Helmut Hinterleitner. „Es gibt keine allgemeine Krisenstimmung in der Branche.“ Jeder zweite Wirt erwartet allerdings in den nächsten Monaten eine negative Entwicklung des eigenen Geschäfts, so eine Umfrage.

Die Krise komme „unvermeidlich“, wenn auch mit Verzögerung im Gastgewerbe an. Das bemerke man vor allem an Einbußen der Luxuslokale, im Veranstaltungs- und Businessbereich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2009)

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