Finanz-Kollaps Österreichs wahrscheinlicher als Italien-Pleite?

Droht Oesterreich der Zahlungsausfall?
Droht Oesterreich der Zahlungsausfall?(c) (Clemens Fabry)
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Der Kapitalmarkt hält einen Zahlungsausfall Österreichs für immer wahrscheinlicher. Europaweit werden nur noch Griechenland, Island und Irland als riskanter eingestuft.

Erneut macht Österreich aufgrund der Krise in Osteuropa international Schlagzeilen. "Höheres Risiko als in Italien - Markt fürchtet Pleite Österreichs" titelt die "Financial Times Deutschland" in ihrer Online-Ausgabe. Der Kapitalmarkt halte demnach einen Zahlungsausfall Österreichs für wahrscheinlicher als einen finanziellen Kollaps Italiens.

Hohe Aufschläge für Kreditderivate

Begründet wird das mit den Aufschlägen für Kreditderivate mit fünfjähriger Laufzeit. Diese lagen am Donnerstag für Österreich bei 264,1 Basispunkten. Im Vergleich dazu kommt Italien laut der Zeitung auf 192,5 Basispunkte, Griechenland auf 264,7. Das bedeutet, dass der Staat Österreich z.B. für seine Anleihen mehr Zinsen bieten muss als Italien. Europaweit werden nur noch Griechenland, Island und Irland als riskanter eingestuft.

"Momentan konzentriert sich der Markt auf individuelle Faktoren. Für Österreich ist das momentan Osteuropa. Die Situation wird sich weiter verschlechtern. Die österreichischen Staatsanleihen wird das treffen", zitiert "Financial Times Deutschland" Peter Müller, Zinsstrategen der Commerzbank.

Osteuropa-Krise trifft Österreich

Die Finanzkrise in Osteuropa ist ein zutiefst österreichisches Problem: Zwar sind die heimischen Banken in der Boom-Phase zu großen Spielern in der Region aufgestiegen. Nun sind sie aber die Hauptbetroffenen der Krise. Rund 230 Milliarden Euro haben Raiffeisen, Erste & Co. in Osteuropa an Krediten vergeben. Experten gehen davon aus, dass im schlimmsten Fall bis zu zehn Prozent dieser Darlehen ausfallen könnten. Österreichische Banken könnten diese Summen nicht allein tragen.

Österreich strebt daher ein Rettungspaket für Osteuropa an. Mittels Finanzspritze soll ein Zusammenbruch vermieden werden. EU-weit ist Österreich damit aber bisher auf taube Ohren gestoßen. Die Alarmglocken schrillen: Die Ratingagentur Moody's erwägt die Bonitätsnote mehrerer europäischer Banken herabzustufen. Nach dieser Ankündigung im Februar verloren die Aktien von Raiffeisen und Erste Bank massiv.

(phu)

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