Arbeitslose, Konjunktur, Schulden: Alles kommt schlimmer als erwartet

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Düsterer Ausblick: Die EU hat die heurige Wachstumsprognose für Österreich mehr als halbiert. Mit 0,7 Prozent liegt es unter dem Schnitt der Eurozone - und das wird wohl noch bis 2016 so bleiben.

Zuerst die gute Nachricht: Die EU-Kommission korrigiert ihre heurige Arbeitslosenprognose für die Eurozone nach unten. Statt 11,8 Prozent erwartet sie heuer "nur" eine Arbeitslosenquote von 11,6 Prozent. Für Österreich war man im Frühjahr allerdings zu optimistisch: 5,3 Prozent soll die Rate nach Eurostat-Berechnung heuer betragen, im Frühjahr war noch von 4,8 Prozent die Rede. Für kommendes Jahr sagt die Herbstprognose sogar eine weitere Steigerung auf 5,4 Prozent voraus, ehe in zwei Jahren ein Rückgang auf fünf Prozent zu erwarten ist. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt führte zuletzt auch dazu, dass Österreich seinen Spitzenplatz mit der niedrigsten EU-Arbeitslosenquote an Deutschland abgeben musste.

Die EU-Kommission stutzt auch Österreichs Wachstumsprognose für heuer auf 0,7 Prozent zusammen, womit Österreich unter dem Schnitt der Währungsunion von 0,8 Prozent liegt (siehe Grafik). Vor einem halben Jahr hat man noch ein deutliches Plus von 1,6 Prozent erwartet.

"Langsame Rückkehr zu bescheidenem Wachstum"

Im Bericht ist von einer "langsamen Rückkehr zu einem bescheidenen Wirtschaftswachstum" die Rede. Und auch kommendes Jahr will die Konjunktur nicht so schnell in Fahrt kommen, wie vor sechs Monaten erhofft: Für die Eurozone prognostiziert die Kommission 1,1 Prozent - nach 1,7 Prozent im Frühjahr. Und Österreichs Wirtschaft soll 2015 um nur 1,2 Prozent wachsen - anstelle von 1,8 Prozent. Erst in zwei Jahren soll es wieder spürbar besser gehen: Die Eurozone soll dann 1,7 Prozent Wirtschaftswachstum aufweisen, die EU auf zwei Prozent steigen. Österreich kann mit einem Plus von 1,5 Prozent rechnen - und soll damit auch 2016 hinter dem EU-Schnitt zurückbleiben.

Auch für die Wachstumslokomotive Deutschland fällt der Ausblick ernüchternd aus: Das Land schlittert am Rande der Rezession entlang. Das Wachstum wird laut den EU-Berechnungen im dritten Quartal bei null Prozent liegen.

Österreichs Staatsschuld schnellt heuer auf 87 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).  Bis 2016 erwartet die EU einen Rückgang auf 84 Prozent. Im Frühjahr hat die EU noch 80,3 Prozent für dieses Jahr vorhergesagt. Allerdings war erwartet worden, dass es hier noch um mehrere Prozentpunkte nach oben geht. Durch eine neue BIP-Berechnungsmethode wird eine Reihe von zuvor ausgelagerten Schulden (etwa der ÖBB und der Bundesimmobiliengesellschaft) berücksichtigt.

Österreichs Schuldenquote im EU-Schnitt

Österreich ist mit seiner Schuldenquote, die deutlich die Maastricht-Grenze von 60 Prozent übersteigt, in guter Gesellschaft: Im EU-Schnitt sollen es rund 88 Prozent sein, in der Eurozone 94,5 Prozent.

Gerade noch unter der Maastricht-Grenze von drei Prozent liegt Österreichs Budgetdefizit. Laut EU-Herbstprognose wird es heuer mit 2,9 Prozent um 0,1 Prozentpunkte höher ausfallen als noch im Frühjahr angenommen. Für 2015 wird eine noch deutlichere Verschlechterung erwartet, von 1,5 Prozent in der Frühjahrsvorschau auf nunmehr 1,8 Prozent.

(APA)

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