Reisebüro Gullivers Reisen steht vor Insolvenz

Palm trees move in the wind as a man walks on the shore in Chetumal
Palm trees move in the wind as a man walks on the shore in ChetumalREUTERS
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"Presse"-exklusiv. Der auf Fernreisen spezialisierte Reiseanbieter Gullivers Reisen steckt in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Erste Kunden meldeten sich beim Verein für Konsumenteninformation.

Die Dame wollte demnächst verreisen. Statt zum Flughafen führte sie ihr Weg jedoch zum Verein für Konsumenteninformation (VKI). Denn ihre Reise war ausgefallen, weshalb sie sich von den Konsumentenschützern beraten ließ. Ein Vorgang, der in den kommenden Tagen noch häufiger stattfinden dürfte. Denn der betroffene Reiseanbieter – Gullivers Reisen – steckt nach „Presse“-Informationen in argen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Am Mittwoch soll beim Landesgericht Korneuburg der Insolvenzantrag eingebracht werden. Das Insolvenzverfahren dürfte dann am Donnerstag eröffnet werden.

Das im niederösterreichischen Himberg beheimatete Reisebüro gehört im stark konzentrierten heimischen Reisemarkt zu den größeren der Kleinen. 18 Büros in ganz Österreich sind Teil des Unternehmens – darunter auch ein „Flagship-Store“ im noblen Wiener Palais Esterhazy. Doch in den vergangenen Jahren ging das Geschäft immer schlechter. Laut Angaben im Firmenbuch reduzierte sich der Umsatz von 28,7 Mio. Euro im Jahr 2009 auf knapp acht Mio. Euro im Vorjahr. Und obwohl auch die Zahl der Mitarbeiter konstant reduziert wurde, dürfte dies für ein dauerhaftes Überleben aus eigener Kraft nicht gereicht haben.

Insolvenz sollte versichert sein

Ob das Unternehmen fortgeführt werden soll, ist derzeit noch unklar. Eine Anfrage der „Presse“ an den Chef Helmut Maurerbauer, den Chef von Gullivers Reisen, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Ebenso unklar ist somit, was die Insolvenz für Kunden bedeutet, die Reisen gebucht und bereits angezahlt oder sogar vollständig beglichen haben.

Grundsätzlich sollten diese ihr Geld zurückbekommen, sagt dazu Maria Ecker, Reiseexpertin beim VKI. Denn laut der Reisebürosicherungsverordnung, mit der eine entsprechende EU-Verordnung in Österreich umgesetzt wurde, sind Reisebüros hierzulande verpflichtet, entweder eine Insolvenzversicherung oder eine Bankgarantie für den Fall der eigenen Zahlungsunfähigkeit vorzuhalten. Dies dürfte bei Gullivers Reisen auch der Fall sein. Kunden, die noch in Österreich sind und ihre Reise nicht antreten können, können sich bei der Versicherung das Geld zurückholen.

Ähnlich ist das Vorgehen für Kunden, die bereits im Ausland sind und beispielsweise vom Hotel aufgefordert werden, die Kosten zu übernehmen, weil das Geld vom Reiseveranstalter nicht bezahlt worden ist. Auch diese Kunden können sich nach ihrer Rückkehr an der Insolvenzversicherung schadlos halten. Allerdings könnte Kunden passieren, dass ihr Urlaub nun kurzfristig ausfällt. Genaue Informationen dazu kann aber nur das Reisebüro selbst geben. (jaz/kor)

Auf einen Blick

Damit die Insolvenz eines Reiseveranstalter nicht dazu führt, dass Kunden ihr Geld komplett verlieren wurde die sogenannte Reisebüro-sicherungsverordnung eingeführt. Sie verpflichtet Reisebüros dazu, eine Insolvenzversicherung oder eine Bankgarantie vorzuhalten. Kunden erhalten dann zumindest ihr Geld zurück, der Urlaub kann aber dennoch kurzfristig ausfallen.

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