Um neun Euro mit dem Bus von Wien nach Graz

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Günstige Tickets, kostenloses Wlan: Auch wenn das private Busunternehmen "Dr. Richard" offiziell nicht mit den Zug konkurrieren will, erhalten die ÖBB starke Konkurrenz auf der Strecke Wien-Graz.

In Deutschland erleben Fernbusse einen regelrechten Boom, in Österreich gibt es noch viel Luft nach oben. Nun wagt das Wiener Unternehmen "Dr. Richard" einen Vorstoß und bietet ab 26. November in Kooperation mit "MeinFernbus.de" eine Linie Wien-Graz an. Die Busse verkehren sechs Mal täglich ohne Zwischenstopp, die Fahrt dauert knapp zweieinhalb Stunden. Die Fahrgäste werden in Doppelstockbussen vom Westbahnhof nach Graz oder vom Jakominiplatz nach Wien gebracht. Tickets gib es - abhängig von der Auslastung - um neun bis 18,50 Euro.Zum Vergleich: Ein unermäßigtes ÖBB-Ticket kostet 37,50 Euro. Sparschiene-Tickets Graz (begrenztes Kontingent, fixe Abfahrtszeiten) gibt es allerdings auch schon ab neun Euro.

"Dr. Richard" will aber nicht nur mit günstigen Tickets punkten, sondern auch mit gratis Wlan sowie rund 100 zur Auswahl stehenden Filmen. Es gehe nicht darum, mit dem Zug zu konkurrieren, so Geschäftsführer Ludwig Richard. Zielgruppe seien keine Bahnreisenden, sondern ein "junges Publikum, das bisher mit dem Auto nach Wien gefahren ist".

Verbindung Wien-Graz

Die neue Verbindung hält neben den Start- und Zielhaltestellen auch noch am Grazer Murpark sowie in Wien am Matzleinsdorfer Platz. Montag bis Samstag fährt der Bus in der Früh um 7.00 Uhr in Graz weg, in Wien um 8.00 Uhr. Die letzte Verbindung wird ab Graz um 18.30 Uhr und ab Wien um 19.30 Uhr angeboten. Auch an Sonn- und Feiertagen werden sechs Abfahrten pro Tag angeboten.

Frühbucher erhalten ihr Ticket im Internet um neun Euro. Je besser der Bus gebucht wird, desto teurer wird der Fahrkartenpreis. Wer direkt an der Haltestelle einsteigen möchte und noch einen freien Platz bekommt, zahlt beim Fahrer 18,50 Euro. Zur Eröffnung der Strecke gibt es  zusätzlich 5.555 Tickets zu je fünf Euro bereitgestellt.

"Fernbusse bisher weniger ein Thema"

Die Lizenz zum Befahren der Strecke habe Dr. Richard bereits seit etwa 20 Jahren vom Ministerium bewilligt bekommen, doch erst in Kooperation mit dem deutschen Fernbus-Partner erwarte man sich Profit. Der Verkauf der Tickets über das Internet und das Vertriebssystem basiert auf dem Know-how von MeinFernbus, mit der Dr. Richard bereits Verbindungen betreibt, unter anderem von München nach Zürich betreibt.

Mit der ersten Linie, die das Wiener Unternehmen in Deutschland angeboten hatte, sei man nach rund vier Monaten am Break-even gewesen: "In Österreich wird es wohl länger dauern, weil Fernbusreisen in Österreich bisher weniger ein Thema sind", erklärte Richard.

"Dr. Richard" betreibt eigenen Angaben zufolge als größtes privates Busunternehmen Österreichs rund 830 Busse und beschäftigt um die 1300 Mitarbeiter. An sieben Hauptstandorten werden insgesamt rund 127 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaftet. Größtes Busunternehmen Österreichs ist die staatliche ÖBB-Postbus GmbH.

Auch FlixBus expandiert in Österreich

Bisher gab es auf dem stark regulierten österreichischen Markt günstige Fernbus-Angebote vor allem für Reisen ins Ausland: Der burgenländische Busunternehmer Blaguss, fährt seit Juli für den deutschen Anbieter FlixBus mehrmals täglich Wien–Berlin, um 29 Euro. Es gibt auch Verbindungen nach München, Dresden, Triest, Budapest oder Zagreb. FlixBus expandiert bis Ende des Jahres noch einmal kräftig und erweitert sein Liniennetz um 200 Verbindungen.

In Österreich kommen drei neue Verbindungen und mit Klagenfurt und Linz zwei neue Städte hinzu. Ab 21. November werden in Kooperation mit der Westbahn-Tochter Westbus die Strecken Linz-Graz, Wien-Klagenfurt und Linz-Prag bedient, teilte das deutsche Unternehmen am Dienstag mit. Bereits seit ungefähr einem Jahr betreibt Flixbus gemeinsam mit Westbus die Strecke Salzburg-München.

>>> Buchung auf MeinFernbus.de

>>> FlixBus.at

(APA/Red.)

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