Wifo-Chef fordert Innovationsoffensive für Standort Österreich

APA/HERBERT NEUBAUER
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Licht und Schatten für den Industriestandort Österreich ortet Karl Aiginger. Die Forschungsangaben stagnieren bei 2,8 Prozent.

Österreich verliert bei Rankings zusehends an Boden. Der Industriestandort Östereich sei zwar eines der wettbewerbsstärksten Länder Europas, aber um langfristig erfolgreich bleiben zu können,  wenn Innovation und Bildung ganz oben auf der Agenda liegen würden, sagte Wifo-Chef Karl Aiginger bei der AK/ÖGB-Veranstaltung "Industriestandort Österreich - Wie geht es weiter?" So liege Österreich bei Baugenehmigungen (neun Bauordnungen) und Neugründungen aktuell "weit zurück".

Der Wirtschaftswissenschafter bedauerte, dass Österreich im internationalen Innovationsranking vom sechsten auf den zehnten Platz zurückgefallen ist. Zudem sehe die mittelfristige Budgetplanung keine Ausgaben oder Anreize für Firmen vor, das in den vergangenen drei Jahren selbstgesteckte Forschungsziel von 3,76 Prozent für 2020 erreichen zu wollen. Die Forschungsangaben stagnierten bei 2,8 Prozent nach dem Anstieg auf diesen Wert. Eine technologische Frontposition liege in weiter Ferne, obwohl österreichische Hersteller heute in rund 30 Produktklassen zu den Weltmarktführern zählten und in rund 130 Produktklassen noch immer zu den Top-3-Exporteuren weltweit gehörten.

Aiginger: "Produktivität steigern"

Auch sonst ortete Aiginger Licht und Schatten in der Standortqualität. Wichtig für Österreich sei auch ein "Wiedererwecken des Interesses am Industriesektor", zudem brauche es neue Kriterien "für eine neue systemische Industriepolitik", um Versäumnisse im internationalen Vergleich zu vermeiden, so Aiginger.

Dass die Industrie besonders bedeutsam ist, zeigt folgende Ausführung Aigingers: Der Industrieanteil an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung sei größer und stabiler als in den meisten europäischen Ländern. Trotz der stark gestiegenen Produktivität sei die Industrie noch immer für 15 Prozent der Arbeitsplätze direkt und für gut doppelt so viele indirekt verantwortlich. Die Arbeitsplätze seien gut bezahlt, böten einen hohen Anteil an Vollzeitbeschäftigung. "Die Industrie hat einen großen Beitrag geleistet, das traditionelle Leistungsbilanzdefizit Österreichs in einen stabilen Leistungsbilanzüberschuss - von etwa 2,5 Prozent des BIP - zu verwandeln", so Aiginger.

Aktuell gehe es aber schon darum, "die Produktivität zu steigern, das heißt nicht primär die Kosten zu senken". Zudem müsse in die Determinanten investiert werden, die die Konkurrenzfähigkeit eines Spitzenlandes definieren - "Innovation, Spitzenuniversitäten, Forschungszentralen". Auch müsse in den "neuen dynamischen Märkten Asiens, Afrikas, Südeuropas mit Technik, Qualität und Konsumentennutzen zu punkten" versucht werden, so Aiginger.

Zuwenig Anreize für Firmen

In der Klimaziel-Debatte kann die Industrie laut Aiginger nicht nur auf bereits Erreichtes verweisen. Sie müsse weiter Emissionen einsparen, wenn die Klimaziele erreicht werden sollten. Als Anreiz biete sich eine im EU-Rat beschlossene Entscheidung an, die noch umgesetzt gehört: Wer besonders effizient ist, soll "belohnt" werden.

(APA)

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