Jeder dritte Betrieb plant Jobabbau

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Düsteres WKÖ-Barometer: Vor allem bei Firmen mit weniger als 50 Mitarbeitern trübte sich die Stimmung stark ein. Wirtschaftskammer-Chef Leitl nennt die Ergebnisse "erschreckend" und fordert staatliche Anreize.

Die Geschäftstätigkeit trübt sich ein, das Wirtschaftsklima ist negativ, Impulse fehlen, bei Investitionen herrscht Zurückhaltung: Das Wirtschaftsbarometer der Wirtschaftskammer (WKÖ) fällt entsprechend der gedämpften Konjunkturerwartungen für Österreich aus. Kammerpräsident Christoph Leitl nennt die Ergebnisse der Umfrage, bei der zwei Mal jährlich rund 3600 Betriebe befragt werden, "erschreckend". Die Erwartungen bei Umsätzen, Auftragslage und Investitionen seien aktuell so niedrig wie seit 2009 - "dem Jahr des Absturzes" - nicht mehr. Nur die Firmen-Aussichten beim Exportumsatz sind positiv. Die im Frühjahr erhoffte Erholung setzt sich im Oktober nicht fort - zumindest nicht im erwarteten Ausmaß.

Nur noch 14 Prozent wollen investieren

Die Erwartungen ins Wirtschaftsklima sind zum sechsten Mal in Folge negativ, so das Ergebnis des Barometers. Derzeit rechnen vier von zehn Firmen mit einer weiteren Verschlechterung in den kommenden zwölf Monaten. Nur mehr 14 Prozent  der Unternehmen sagen, sie wollen in den kommenden zwölf Monaten mehr investieren, das sind nur mehr halb so viele wie im Vorjahr. Demgegenüber stehen 38 Prozent, die weniger investieren wollen.

Nur jedes fünfte Unternehmen erwartet sich eine Verbesserung der Auftragslage, jedes dritte geht von einer Verschlechterung aus.

Fachkräftemangel bleibt Geschäftsrisiko 

Immerhin plant die Hälfte aller Unternehmen, die Beschäftigung konstant zu halten. Ein Drittel geht aber davon aus, Personal abzubauen, während nur 13 Prozent Personal aufstocken wollen. Gleichzeitig gibt aber immer noch ein Drittel der Unternehmen als Geschäftsrisiko den Fachkräftemangel an. 

Vor allem bei den kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern trübte sich die Stimmung laut WKÖ stark ein. 98,5 Prozent der Firmen in Österreich haben weniger als 50 Leute im Betrieb - sie sorgen für 40 Prozent der unselbstständigen Beschäftigung.

WKÖ

Leitl will "Kampf ums Wachstum" aufnehmen

In den kommenden zwölf Monaten ist laut Analyse der Wirtschaftskammer keine eindeutige Belebung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung auszumachen. Nun gehe es darum, die Lage "schonungslos zu analysieren". Im "Kampf ums Wachstum" will Leitl "nicht auf Prognosen sondern auf unsere Mitglieder" vertrauen. Der Kammerpräsident fordert eine  Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen. Dabei gehe es für die Firmen neben einer "Motivation in schwierigen Zeiten" auch um eine "Veränderung im Denken" wider "Regulierungen in jedem Detail".

Leitls Vorschläge im Detail:

  • Im Sinne der Unternehmer-Motivation fordert Leitl die Anhebung der Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter von derzeit 400 Euro auf 1000 Euro. So könnten etwas teurere Anschaffungen im ersten Jahr und nicht über ihre Nutzungsdauer verteilt abschreiben zu können.
  • Bei der degressiven Absetzung für Abnutzungen (AfA) würde überlegt, dass künftig zuerst stärker und in der Folge schwächer abgeschrieben werden könne, so Leitl. Dies koste letztlich dem Budget nichts, so Leitl, es gebe nur eine Verschiebung der Abschreibungen.
  • Auch neue Zugänge zu Finanzierungsmöglichkeiten für den Mittelstand wie Crowdfunding seien ein großes Thema in Leitls Gesprächen mit Finanzminister Hans Jörg Schelling. 
  • Beim Handwerkerbonus, der aktuell ausgereizt ist (10 Millionen Euro), soll eine "Brücke" bis 2015 zu geschlagen werden, wenn wieder Mittel (20 Millionen Euro) vorgesehen sind.
  • Auch einen Beteiligungsfreibetrag wünscht sich Leitl - "vorhandenes Privatkapital soll verstärkt zu Investitions- beziehungsweise Risikokapital werden, auch dazu braucht es Anreize", so der Präsident.
  • Interessant ist für Leitl auch eine "Investitionszusatzprämie"

Arbeitnehmerschutz: "Geringfügige Toleranz bitte"

Kritik äußerte Leitl an den 1209 Bestimmungen im Arbeitnehmerschutzgesetz. Wenn Fehler unabsichtlich passierten, und eine Pause einmal 29 statt vorgeschriebener 30 Minuten dauere, dann dürfe "nicht mit der Strafkeule" vorgegangen werden - "geringfügige Toleranz bitte", sagte Leitl. Auch müssten Strafen "verhältnismäßig" ausfallen. Es sei "unsinnig" bei einer Nachzahlung von 150 Euro eine Strafe von 11.000 Euro zu verrechnen. Hier gehe es um den Umgang und die Wertschätzung gegenüber Betrieben.

Bei notwendigen Investitionsanreizen baut Leitl auch auf das neue EU-Paket. Hier würde ja die Europäischen Investitionsbank (EIB) einbezogen, deren Vizepräsident mit Wilhelm Molterer ein Österreicher sei. "Just in time", so Leitl, sei Molterer am Donnerstag Gast beim Wirtschaftsparlament der Wirtschaftskammer.

>>> Kurzfassung "Wirtschaftsbarometer"

(APA/Red.)

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