OMV-Aufsichtsrat besiegelt Abgang von Floren

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VORSTANSDEBATTE BEI DER OMV: LOGO(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
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Energie. Der Gegenspieler von Gerhard Roiss wird mit Jahresende gehen. Der Umbau des Konzerns ist damit fix – und heftig umstritten.

Abu Dhabi/Wien. Es ist ruhig geworden um die OMV. Knapp zwei Monate nachdem die vorzeitige Ablöse von Konzernchef Gerhard Roiss offiziell wurde, hängt das Unternehmen immer noch in der Warteschleife. Wie viele Vorstände wird der Konzern letztlich verlieren? Wer wird Roiss nachfolgen? Und welche Strategie geben die Eigentümer ihrem neuen Vorstand mit auf den Weg? Bisher hat der OMV-Aufsichtsrat seinem Unternehmen kaum Antworten auf diese Fragen liefern können. Am vergangenen Montag ging es zumindest ein kleines Stück weiter.

Müde und abgekämpft kletterte OMV-Aufsichtsratspräsident Rudolf Kemler Montagabend in die AUA-Maschine von Abu Dhabi nach Wien. Knapp zehn Stunden hat der ebenfalls mit einem Ablaufdatum versehene ÖIAG-Chef mit dem Kontrollgremium in dem Wüstenstaat getagt. Dessen Staatsfonds IPIC hält mit der Republik Österreich die Mehrheit an der OMV.

Erstes Ergebnis: Nicht nur Gerhard Roiss, auch sein schärfster Kontrahent im OMV-Vorstand, der Deutsche Hans-Peter Floren, wird das Unternehmen verlassen. Mit Jahresende soll der Manager, der in der OMV seit 2012 für die Bereiche Gas und Power zuständig war, gehen, wie die „Presse“ aus dem Umfeld des Aufsichtsrates erfuhr.

Bisher hat der Aufsichtsrat stets betont, Floren ob seiner Qualifikation gern halten zu wollen – wenn auch in anderer Position. Daraus wird nun nichts. Sobald alle Details besprochen seien, werde der Abschied offiziell, hieß es.

Schlüsselfigur bei Gaspreisen

Damit steht dem geplanten Konzernumbau nichts im Weg. Mit Jahreswechsel soll Florens Geschäftsbereich, das Strom- und Gasgeschäft, als eigenständiger Bereich aufgelöst werden. In Wien bringt sich deshalb längst Manfred Leitner in Stellung. Der OMV-Veteran, bisher zuständig für Raffinerien und Marketing, soll den Gasvertrieb von Floren übernehmen.

Konzernintern ist dieser Plan durchaus umstritten. Die OMV verliere mit dem 53-jährigen Deutschen Floren just jenen Manager, der vor allem in den heiklen Gaspreisverhandlungen mit der russischen Gazprom als Schlüsselfigur galt. Zudem sei unklar, ob man Benzin, Diesel und Gas sinnvoll aus einer Hand verkaufen könne, monieren Kritiker. Für die Verschlankung des OMV-Vorstandes spricht jedoch, dass der Gasbereich zuletzt marktbedingt so stark geschrumpft ist, dass die Frage legitim ist, ob sich ein eigener Vorstand noch lohnt.

Der Konzern wartet unterdessen weiter auf klare Entscheidungen. Spätestens Mitte 2015 wird Gerhard Roiss die Kommandobrücke verlassen. Ein offizieller Fahrplan für die Nachfolge fehle noch, heißt es aus der OMV. „Der Suchprozess ist bereits aufgesetzt“, beruhigt Mehrheitseigentümer ÖIAG. Als Headhunter wurde Spencer Stuart beauftragt. Derzeit streiten die Eigentümer aber noch darüber, wie das Anforderungsprofil genau aussehen soll. Muss es zwingend ein Mann aus der Öl- und Gasbranche sein oder kann auch ein Generalist die Risse in der OMV-Chefetage kitten? Die meisten Kandidaten aus Österreich müssen wohl auf die zweite Variante hoffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2014)

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