Notenbank hat dem Staat Casinos-Anteil angeboten

Austrian Finance Minister Schelling talks to journalists as he arrives for a cabinet meeting in Vienna
Austrian Finance Minister Schelling talks to journalists as he arrives for a cabinet meeting in Vienna(c) REUTERS
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Der Drittelanteil am Glücksspielkonzern wird mit 120 bis 140 Millionen Euro bewertet. Das ist Verhandlungsbasis für die Transaktion.

Wien. Finanzminister Hans Jörg Schelling hat schon für Ende November ein Modell für die neue ÖIAG angekündigt. Noch hängt der Umbau der Staatsholding zwischen Steuerreform, Hypo-Alpe-Adria-Turbulenzen und SPÖ-Parteitag in der Warteschleife. Hinter den Kulissen ist freilich schon Bewegung in die Sache gekommen, wobei die Nationalbank (OeNB) die treibende Kraft ist. Es geht um den 33,24-prozentigen Anteil, den die Notenbank über die Münze Österreich an den Casinos Austria hält.

„Wir haben dem Finanzminister und der ÖIAG in einem Brief offiziell mitgeteilt, dass wir die Beteiligung abstoßen und dem Staat anbieten“, bestätigt OeNB-Sprecher Christian Gutlederer der „Presse“. Zumindest mündlich habe man dazu bereits eine positive Antwort erhalten. Mit einer offiziellen Zusage rechnet die OeNB erst in einigen Wochen, wenn die „ÖIAG neu“ auf Schiene ist. Sollte es zu lange dauern, hält sich die OeNB die Möglichkeit offen, den Anteil international auszuschreiben.

Die Transaktion erfolgt zwar innerhalb von Staatseigentum – von der Notenbank zur ÖIAG. Dennoch muss die Holding dafür zahlen. Die Verhandlungsbasis ist vorgegeben: Die Notenbank hat von den Wirtschaftsprüfer- und Steuerberatungsfirmen Leitner-Leitner und PricewaterhouseCoopers zwei unabhängige Gutachten erstellen lassen („Die Presse“ berichtete exklusiv). Sie setzen den Anteil mit 120 bis 140 Mio. Euro an.

Das bedeutet, dass der gesamte Glücksspielkonzern mit deutlich weniger als einer halben Mrd. Euro eingeschätzt wird – inklusive der 68-prozentigen Beteiligung an den hochprofitablen Lotterien. Das ist deutlich weniger, als bei den Casinos kolportiert worden ist. Dort sprach man von bis zu einer Mrd. Euro. Die auch für Konzernchef Karl Stoss enttäuschende Bewertung hat handfeste Gründe: Im Inland schreiben nicht alle zwölf Spielbanken Gewinne, das Betriebsergebnis lag 2013 nur bei 4,6Mio. Euro. Das Konzernergebnis wird vom seit Jahren defizitären Auslandsgeschäft belastet. Im Vorjahr verursachte der Lizenzentzug in Argentinien mit notwendigem Wertberichtigungsbedarf Verluste. Heuer belastet der Ausstieg aus dem einst profitablen griechischen Casino Loutraki die Zahlen, für einen Vergleich muss die Casag 30Mio. Euro auf den Tisch legen. Bei Auslandstochter CAI wurden dafür nur 24 Mio. Euro rückgestellt.

Niederlage bei neuen Lizenzen

Alles andere denn einen Jackpot landeten die Casinos im Match um die drei neuen Spielbankenkonzessionen in Wien und Niederösterreich. Sie gingen gegenüber der schweizerisch-deutschen Casinos Baden/Gauselmann-Gruppe und der Novomatic leer aus. Der Konzern hat beim Bundesverwaltungsgericht berufen, eine Entscheidung wird 2015 erwartet.

Die magere Ertragslage räumt freilich auch mögliche Hürden bei der Übertragung der Anteile aus. Denn die anderen Casag-Aktionäre dürften von ihrem in einem Syndikatsvertrag festgeschriebenen Vorkaufsrecht nicht Gebrauch machen. Die Kirchenbank Schelhammer & Schattera und Maria Theresia Bablik haben bereits signalisiert, aussteigen zu wollen. Es gilt aber auch als offenes Geheimnis, dass die anderen Aktionäre Raiffeisen, Uniqa und Vienna Insurance nicht mehr so zufrieden sind.

Nach der „Hardcore-Verstaatlichung“ der Casinos müsse der Konzern daher von Grund auf neu aufgestellt werden, meinen Insider. Erst dann sei – wie bei anderen neuen Beteiligungen – eine Privatisierung eventuell über die Börse möglich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2014)

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